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01. April 2020

Corona-Krise: So arbeiten Wetterauer Lehrer im Homeoffice

 

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Viele Lehrer arbeiten mit dem Lernmanagementsystem WTKedu für den Wetteraukreis. Von ihrem Homeoffice aus können sie damit den Schülern Aufgaben stellen und Wissen vermitteln.  ©  DPA Deutsche Presseagentur

 

Nicht nur für Schüler ist die aktuelle Situation eine Umstellung. Auch Lehrer stehen vor neuen Herausforderungen beim Unterrichten aus dem Homeoffice. Schulen in Bad Vilbel und Karben ziehen Bilanz.

Die Schulen in Bad Vilbel und Karben sind seit mehr als einer Woche geschlossen. Sie werden frühestens nach Ostern am 20. April wieder öffnen. Das stellt viele Familien vor große Herausforderungen. Eltern sind zur Unterstützung des teils komplexen Lernstoffes gern gesehen, sollten aber vermeiden, sich als Ersatzlehrer aufzuspielen. Während der Freistellungsphase laufen beispielsweise an der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) Unterricht und Wissensvermittlung via Internet und das Lernmanagementsystem WTKedu für den Wetteraukreis.

René Di Rienzo kennt als Vater und Lehrer beide Seiten. Sein Sohn Antonio (12) besucht die sechste Klasse des Georg-Büchner-Gymnasiums. "Er ist mit Aufgaben wunderbar versorgt", sagt der Vater. Sohn Luca (9) geht in die dritte Klasse der Saalburgschule. "Er hat seine Aufgaben teils als Ausdruck am letzten Schultag erhalten."

Wetterauer Lehrer im Homeoffice: Erreichbar via Telefon, WhatsApp und Lernplattform

Seit 2006 ist René Di Rienzo Lehrer für Deutsch und Religion an der JFK, einer Haupt- und Realschule mit Förderstufe. Er und seine Kollegen kommunizieren mit ihren Schülern über die Lern- und Arbeitsplattform WTKedu, WhatsApp und Telefon. Lehrer stellen auf die Lernplattform Arbeitsaufträge und Material für ihre Schüler ein. Sie können online sehen, welcher Schüler sich wann welche Unterlagen heruntergeladen oder erledigte Aufgaben eingestellt hat.

Die beiden für IT an der JFK zuständigen Lehrer haben für jeden der rund 570 Schüler einen Account angelegt, in den sich dieser und seine Lehrer einloggen können. "Am ersten Tag hatten einige Schwierigkeiten beim Einloggen, ich nicht. Es läuft von Beginn an bestens."

Di Rienzo betreut als Klassenlehrer eine achte Hauptschulklasse. Für die hat er in der zwölften Kalenderwoche im Fach Deutsch zur Bearbeitung eine Geschichte von Till Eulenspiegel eingestellt und ihnen einen Link zur ARD-Mediathek geschickt, in der sie sich eine Verfilmung des bekannten Stoffes ansehen können. "Meine Schüler haben vier Stunden Deutsch pro Woche. In diesem zeitlichen Umfang sollten sie die gestellten Aufgaben erledigen", sagt der Klassenlehrer. Vergangene Woche bereiteten sich die Achtklässler auf ihre Praxisprüfung vor. Alle müssen eine Präsentation zum Thema Ausbildung halten.

Wetterauer Lehrer im Homeoffice: Anwesenheitspflicht im Klassen-Chat

An Material haben die Schüler ein Arbeitsblatt plus kurze Filme erhalten, die durch tägliche Sprachnachrichten des Lehrers ergänzt werden. "Es vergeht keine Stunde ohne Rückmeldung eines Schülers. Die Kommunikation reißt nicht ab", freut sich Di Rienzo. Er meldet sich zeitversetzt bei seinen Schülern zurück, ist für sie ganztägig erreichbar. "Die Kommunikation ist an der JFK rege und die Motivation der Schüler und Lehrer gut", bilanziert Di Rienzo die ersten Wochen des digitalen Lernens.

"Es läuft besser und konstruktiver als gedacht", fasst die Schulleiterin der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), Ursula Hebel-Zipper, die ersten Erfahrungen mit der neuen Unterrichtsform zusammen. Die 115 Lehrer der KSS melden sich bei der Leitung regelmäßig zurück, informieren darüber, welche Aufgaben sie den 1320 Schülern gestellt haben. Inzwischen hätten sich alle Schüler auf ihrem WTKedu-Account angemeldet und begriffen, dass sie beim Klassenchat dabei sein müssen.

Wetterauer Lehrer im Homeoffice: Erstklässler will Lehrerin trösten

Digital versendet werden Wochenpläne, Workbooks, E-Mails und für die Oberstufenschüler Links für Youtube-Filme. Nach Rückmeldungen von Eltern ohne Drucker, wurden die Arbeitsblätter so gestaltet, dass sie auch ohne Ausdruck bearbeitet werden können. "Die Kollegen lassen sich von den Schülern Rückmeldungen geben, es funktioniert sehr gut", sagt die Schulleiterin. Trotz der positiven Erfahrungen ist das "Distance Learning" nur eine vorübergehende Notlösung. Vor allem in Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften benötigten die Schüler auch eine direkte Wissensvermittlung durch den Lehrer. "Die Neuerarbeitung eines Wissensstoffes ist zwar für Oberstufenschüler möglich, aber auf Dauer nicht für die unteren Klassenstufen."

In der Selzerbachschule stellten die 16 Lehrer am Wochenende vor Schulschließung die Unterrichtsmaterialien zusammen, informierten Eltern und fragten ab, welche der 250 Schüler eine Betreuung in der Schule benötigen. Es sind nur vier. Am Montag war die Schule für alle geöffnet, die Materialien brauchten. Das Kollegium einigte sich auf von Jahrgangsteams erstellte Wochenpläne, vor allem für die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Die Wochenpläne werden an die Elternbeiräte gemailt, die sie an die Eltern versenden. Eltern ohne PC, Internetanschluss und/oder Drucker erhalten Ausdrucke, die per Post versendet oder in den Briefkasten eingeworfen werden.

"Für die Kinder sind die Wochenpläne nichts Neues. Bei der Bearbeitung hat jede Familie ihren eigenen Rhythmus", sagt Rektorin Petra Matthes-Ahäuser. Lernstarke Kinder erhalten zusätzliche Aufgaben oder Angebote wie etwa: "Willst du ein Buch vorstellen, wenn wir uns wieder in der Schule treffen?" Alle Aufgaben werden von den Schülern gesammelt und bei Schulbeginn abgegeben. Sie werden von den Lehrern korrigiert und besprochen, um alle wieder auf ein Level zu bringen.

Wetterauer Lehrer im Homeoffice: Unterstützung aus dem Schulamt

Wert legt die Schulleiterin darauf, dass nicht nur intellektuelles Wissen vermittelt wird. "Es ist wichtig den emotionalen Kontakt zu den Grundschülern zu halten und soziale Werte zu betonen." Die Lehrer halten täglich Kontakt zu ihren Schülern.

Einmal in der Woche meldet sich die Rektorin bei ihren Schülern, berichtet über Neues aus der Selzerbachschule wie die Reparatur eines Klettergerüstes. Jede der elf Klassen hat ein "Klassentier" (Maskottchen). Die Schüler schreiben auch Briefe an die Schulleiterin. So wie ein Erstklässler, der in der Zeitung gelesen hatte, dass es für Petra Matthes-Ahäuser ohne Schüler und Lehrer an der Selzerbachschule einsam ist und sie tröstete. Seitens des Schulamtes gebe es Unterstützung und Hilfe bei allen Fragen. "Ich bin tierisch stolz auf unsere Schulgemeinde. Alle arbeiten gut miteinander. Eltern unterbreiten uns Optimierungsvorschläge, um die schwierige Situation zu meistern."

Lesen den Artikel von Chrisitne Fauerbach aus der Wetterauer Zeitung vom 01.04.2020 hier.

 

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