Der Altbau der Kurt-Schumacher-Schule versprüht den Charme der Sechzigerjahre. Das an sich wäre für Schüler und Lehrer sicher kein Problem, wenn es nicht so viele Mängel gebe. © Holger Pegelow
Elternbeirat und Schülervertretung der Karbener Kurt-Schumacher-Schule schlagen Alarm. Der Altbau ist marode. Deshalb ist eine Petition gestartet worden, die schon mehr als 800 Unterstützer hat.
Karben - Wer vom Karbener Weg die Stufen zur Kurt-Schumacher-schule hinaufsteigt, stößt auf einen farbenfrohen Bau. Ein ganz anderes Bild bietet sich denjenigen, die vom Waldhohlweg auf das Schulgelände kommen: Ein schmutziger Waschbetonplattenbau aus den Sechzigerjahren mit Alufenstern, die teilweise nicht mehr richtig schließen und aus denen hier und da die Dichtungsgummis hängen. Altbau und Neubau der Gesamtschule unterscheiden sich sehr deutlich.
Im Altbau liegt vieles im Argen. Vor dem A-Aufgang stehen einige Tischtennisplatten. Wenn man dort den Kopf hebt, stößt man auf Rohre mit defekter oder gar fehlender Isolierung. In den zugigen Aufgängen sind Schimmel und Moosbefall an den Wänden sowie defekte Glasscheiben zu sehen. "Hier ist sogar ein Loch in der Scheibe", zeigt Mikael Bahalupi. "Da sind seit ewigen Zeiten Risse drin. Weil die gelassen werden, gibt es solche Löcher."
Mikael gehört der Schülervertretung an; zusammen mit Lena Wilcke und Florian Strach sowie der Elternbeiratsvorsitzenden Anette Völker-Hedderich sind sie zu einem Ortstermin gekommen, um zu zeigen, warum sie eine Petition gestartet haben. Beim Treppensteigen in den dritten Stock zeigen sie an die Decke des Flurs: Neben Schmutz, Feuchtigkeitsflecken und Moos fallen Elektrokabel auf. "Hier wollte der Kreis mal etwas renovieren, hat dann aber wieder aufgehört."
Marode Schule Karben: Viele Mängel
Die Mängelliste wird, je höher man kommt und je mehr Stockwerke und Gebäudeteile man durchläuft, immer länger. In den Klassenräumen gibt es jede Menge zu sehen. Die oberen Kippfenster lassen sich nicht öffnen. Kaum ein Griff ist mehr fest mit dem Rahmen verbunden. Viele Fenster lassen sich nicht mehr richtig schließen. Die Folgen:. "Im Winter muss man sich immer zwiebelmäßig anziehen", sagt Wilcke. "Im Winter ist es zu kalt, im Sommer viel zu heiß."
Im Sommer ist es genau umgekehrt: "Jeden Tag herrscht hier eine Bullenhitze, wir hatten schon 40 Grad", sagen die Eltern- und Schülervertreter. "Man kann sich kaum konzentrieren und später am Mittag fangen dann die Kopfschmerzen an", klagen die Schüler.
Weil das in den heißen Sommern 2018 und 2019 kaum noch geregelten Unterricht zuließ und sich Schüler, Lehrer und Eltern beklagten, hat die Schulleitung die Stunden verkürzt: Von normal 45 auf nur noch 30 Minuten. "Wir haben auf diese Weise das gesamte Programm schneller absolviert", sagt Direktorin Ursula Hebel-Zipper.
Marode Schule Karben: Nur vier Toiletten
Der Unterricht im Altbau, in dem die Jahrgangsstufen 6 bis 10 untergebracht sind, also Schüler des Haupt- und Realschulzweiges, ist ohnehin nur schwer möglich, auch nicht mit moderner Technik. An den Decken der Klassenräume hängen zwar Beamer, nutzbar sind die nicht. Den Grund nennt der stellvertretende Schulleiter Simon Claus: "Sie können die Räume nicht verdunkeln." In der Tat: Vor den Fenstern hängen dünne, gelb-orangene Vorhänge. Manche Lehrer behelfen sich mit einem Gerät, das schon vor Jahrzehnten zur Ausstattung von Schulen gehört hat, einem Overheadprojektor.
Nach dem Rundgang warten, zurück auf dem Schulhof, zwei weitere Überraschungen. Leuchtende Farbkreise markieren den Bereich, der nach Ostern bebaut wird. Für die benachbarte Pestalozzischule sollen sechs Container aufgestellt werden. Aber nicht, wie man es gerne in der KSS hätte, platzsparend übereinander, sondern nebeneinander. "Da wird der halbe Schulhof wegfallen", kritisiert die Elternbeiratsvorsitzende.
Überraschung zwei: Nebenbei erfährt man, dass es im Altbau nur eine Toilettenanlage gibt. Auf die Frage, wie viele Kinder dort denn gleichzeitig zur Toilette gehen können, lautet die Antwort: vier. Und das bei 500 Schülern. Eine Stellungnahme des Wetteraukreises kündigte Pressesprecher Michael Elsaß für "frühestens Donnerstag" an.
Marode Schule Karben: Petition und Rahns Antwort
Nachdem die Verfasserin der Petition Mängel aufzählt, heißt es: Der Wetteraukreis habe die Pflicht, den Schülern ein angemessenes Gebäude zur Verfügung zu stellen. Gute Bildung hänge von guten pädagogischen Fachkräften, von einem gutem Schulsystem und von einem guten Lernumfeld ab. Bürgermeister Guido Rahn nimmt für die Stadt zu der Petition Stellung. Man unterstütze die dringend notwendigen Sanierungen an der KSS. Der Stadt liege sehr viel an einem guten baulichen Zustand und der Ausstattung der Schulen in Karben. Als Bürgermeister habe er bereits mit der Schulleitung als auch mit dem Landrat Gespräche in Sachen Sanierung geführt. Bei Redaktionsschluss hatte die Petition bereits 841 Unterstützer.
Lesen Sie den Originalartikel aus der Wetterauer Zeitung vom 04.03.2020 hier.
Lesen Sie einen weiteren Artikel zum Thema in der FNP vom 04.03.2020 hier.