Bei den Johannitern können sich die Schülerinnen und Schüler über Pflegeberufe informieren. © Jürgen Schenk
Der Wechsel von der Schule in eine Berufsausbildung gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Schritten im Leben eines jungen Menschen. Sehr wahrscheinlich ist es sogar das bedeutendste Ereignis. Damit es nicht in die falsche Richtung geht, veranstaltet die Karbener Kurt-Schumacher-Schule in jedem Schuljahr einmal den »Tag der Ausbildung«.
Ähnlich wie auf einer Messe präsentierten verschiedene Firmen und Organisationen beim »Tag der Ausbildung« in der Kurt-Schumacher-Schule ihr gesamtes Portfolio an Ausbildungsmöglichkeiten. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis 13 können das Angebot nutzen, um mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu treten und ihre Berufswünsche auszuloten.
Demzufolge mutete die Sporthalle der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) am Dienstag auch eher wie eine Messehalle an. 25 »Aussteller« hatten auf dem Parkett Stände aufgebaut. 25 KSS-Klassen - von der Hauptschule bis zur gymnasialen Oberstufe - konnten sich dort über Ausbildung, duale Studiengänge und Hochschulstudienangebote informieren. Jeweils eine Schulstunde hatten die jungen Leute dafür Zeit. Neben Gesprächen, Broschüren und anderen Werbemaßnahmen wurden auch Workshops und Vorträge angeboten.
Pflegeberufe derzeit gefragt
Ein Stand, an dem kaum jemand einfach so vorüberging, war der von ESAB-Hancock. Um das zu erreichen, setzte die Karbener Großfirma auf die Anziehungskraft des Spielens. Ein Glücksrad mit nur wenig Nieten animierte die Jungen und Mädchen zum eifrigen Drehen. Die Gewinner räumten werbewirksame Preise ab. Informationsmaterial über die betriebsinternen Ausbildungschancen gab es sowieso gratis dazu.
Pflegeberufe stehen derzeit vermehrt im Fokus bei der Berufswahl. Am Stand der Johanniter machte sich diese Entwicklung durchaus bemerkbar. Zahlreiche Interessenten holten bei Qualitätsmanagerin Nicole Stölzel und ihren Kolleginnen Informationen ein. Tätigkeiten in der Pflege seien stark nachgefragt, bestätigten die Frauen. »Vor allem drehen sich die Fragen der Schülerinnen und Schüler um Aufgaben, Verdienstmöglichkeiten und Ausbildung«, teilte Stölzel mit. Mädchen und Jungen seien an der Tätigkeit gleichermaßen interessiert. Diese Beobachtung gilt mittlerweile ebenso für die Bundeswehr, wenn auch noch mit einem größeren männlichen Anteil. Hauptmann Stefan Borges vom Karriereberatungscenter in Fulda berichtete von 50 Ausbildungsberufen und 30 möglichen Studiengängen.
Der Offizier ist allerdings ehrlich: »Alle Bewerber müssen bei uns durch die Grundausbildung. Und bei anschließenden Einsätzen kann immer Gefahr für Leib und Leben bestehen.« Luka und Kevin gab er außerdem noch ganz allgemeine Tipps mit auf den Weg. Für ihre spätere Laufbahn käme es vor allem auf einen guten Abschluss und einen Lebenslauf ohne Lücken an, riet Borges.
Am Stand gegenüber, bei der Polizei, setzte sich das Interesse an uniformierten Berufen augenscheinlich fort. Vor einer Laufbahn im Staatsdienst liegt aber die Hürde Deutsch im Einstellungstest sowie ein Sporttest, der ohne Vorbereitung kaum zu schaffen ist. »Das sind die beiden Hauptkriterien, an denen die Bewerberinnen und Bewerber bei uns scheitern«, sagte Polizeihauptkommissarin Stefanie Ullmann.
Voraussetzungen heruntergeschraubt
Aber, das gab Ullmann auch zu verstehen: »Die Einstellungsvoraussetzungen sind insgesamt heruntergeschraubt worden und nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie früher.« Intern wurde der Ausbildungstag an der größten allgemeinbildenden Schule im Wetteraukreis von den Projektverantwortlichen Christine Heupel und Florian Cöster organisiert. Hans-Peter Neeb von »SkillConnect« hat die ausstellenden Firmen im Vorfeld angeschrieben und ins Boot geholt.
»Wir wollen das berufsbildende Projekt im nächsten Schuljahr auf jeden Fall fortsetzen«, unterstrich KSS-Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper. Nur über das »Wie« müsse noch geredet werden. Personalmangel an den Ständen führe aktuell zu einem allgemeinen Rückgang der Aussteller. Mit dem gezeigten Interesse ihrer Schülerinnen und Schüler konnte die Rektorin jedenfalls zufrieden sein.
Lesen Sie den Artikel von Jürgen Schenk in der Wetterauer Zeitung vom 10.10.2024 hier im Original.