
Als Dirigent leitet Robert Koch auch die Erwachsenenbläserklasse der Stadtkapelle. © Red
Grund zum Feiern haben in diesem Jahr die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) und die Stadtkapelle. Seit 25 Jahren arbeiten Schule und Verein erfolgreich zusammen und ermöglichen mit dem Projekt »Jugendorchester Karben« Talenten den Einstieg in die Blasmusik. Auch Robert Koch, der das Sinfonische Blasorchester (SBO) leitet, startete einst in der Bläserklasse seine Karriere.
M ächtig stolz auf die 25-jährige Partnerschaft und Kooperation zwischen Schule und Stadtkapelle sind der musikalische Leiter der Jugendorchester, Claus Carsten Behrendt, sowie Susanne Galisch und Robert Koch vom Vorstand der Stadtkapelle. »Diese Sache ist wirklich einmalig«, sagt Galisch. Sie kenne keinen Verein, kein Orchester und keine Schule, die so etwas am Leben halten. »Es ist fantastisch zu sehen, wie sich unsere jungen Talente entwickeln«, so Koch.
Koch, der seit Anfang September der Leiter des Sinfonischen Blasorchesters der Stadtkapelle ist, hat selbst die Bläserklasse besucht und dort zum ersten Mal Orchesterluft geschnuppert. »An Robert sieht man gut, was aus so einem Angebot entstehen kann. Er ist die musikalische Karriereleiter hinaufgestiegen und damit ein Vorbild für viele«, sagt Galisch. Einen guten Teil der 25 Jahre hat Koch in Bläserklassen und Orchestern wie »Aeroflott«, »Intermezzo« und »Attacca« miterlebt.
Doch noch mal zurück zum Anfang der Musik-Karriere des Petterweilers. Es war das Jahr 2008, als Robert von der Grundschule in die Bläserklasse 5 der KSS wechselte. »In erster Linie war das wegen meiner Freunde«, erinnert sich Koch. Vorerfahrung mit einem Instrument habe er nicht gehabt, wenn man einmal von Flötespiel und Trommeln in der Grundschule absieht. So ging es mit dem damaligen Klassenlehrer Claus Carsten Behrendt bei Null los. Roberts Instrument: das Euphonium. »Die Leidenschaft für Musik hat mich sofort gepackt. Ich war Feuer und Flamme«, erzählt er. Auch der Registerunterricht am Nachmittag oder das Üben zu Hause hätten ihm nichts ausgemacht. Im Gegenteil: »Die Musik war immer ein Ventil für mich, auch als Ausgleich für schlechte Noten.«
Bereits in der sechsten Klasse bekam Robert Koch sein eigenes Euphonium, denn die Frage, ob er nach der Bläserklassenzeit im Jugendorchester weiterspielen wollte, stellte sich nicht. Er wollte unbedingt. Im Orchester für die jüngsten Musiker, »Aeroflott«, blieb Klassenlehrer Behrendt ihm als Dirigent erhalten. Und nicht nur das: Auch in den Orchestern »Intermezzo« und schließlich »Attacca« war der musikalische Leiter Behrendt stets ans Kochs Seite, forderte, förderte und begeisterte den jungen Musiker.
Gerne erinnert sich Koch an Höhepunkte im Orchester- leben zurück - an Probewochenenden, Teilnahmen an Wettbewerben, Konzerte, das Musizieren mit Profis wie bei »Coach’n’ Concert« und vor allem an Orchesterfahrten ins italienische Chieti. »Bewegende Konzerte, ein tolles Ambiente. Und sobald wir unsere Instrumente spielten, sprachen wir dieselbe Sprache.«
Immer weiter arbeitete sich Robert Koch nach oben. Bereits 2014, zwei Jahre vor seinem Abitur, machte er beim Projekt »Schüler unterrichten Schüler« mit und hatte Spaß am Lehren. »Zu dieser Zeit fiel die Entscheidung für Musik als Beruf.« Sein Engagement für die drei Jugendorchester wuchs ständig. »Es gab Zeiten, da habe ich in allen drei Orchestern gespielt.« Schon mit 14 Jahren stand sein Ziel fest: Euphonium im Sinfonischen Orchester spielen. »Ich war sehr motiviert und habe vorgespielt.«
Das Instrument gewechselt
Mit Erfolg. Stolz und sehr aufgeregt nahm er in seiner ersten SBO-Probe neben Anke Toemmler, der damaligen Vorsitzenden der Stadtkapelle, Platz. Sie erinnert sich noch gut an Robert Kochs Start bei den Großen. »Er hat alles eingesaugt und sich toll eingebracht.« Mit 17 Jahren wechselte Koch das Instrument - von Euphonium zu Posaune. Denn er wollte unbedingt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt studieren. »Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, einen Plan B gab es nicht.« Der Mut wurde belohnt. Seit 2018 studiert Koch dort Musik und in Gießen Mathematik für das Lehramt an Gymnasien. Das Referendariat beginnt im Mai 2026.
Viel Stress, und trotzdem: Als Claus Carsten Behrendt im Sommer kurzfristig seinen Rücktritt als Leiter des SBO verkündete und das Orchester »in Schockstarre«, so Galisch, zurückließ, war Robert Koch zur Stelle. »Er bot sofort an, übergangsweise weiterzumachen. So konnten wir all unsere vertraglichen Verpflichtungen erfüllen«, sagt Galisch.
Aus dem Übergang wurde dann etwas Beständiges: Denn in einer Abstimmung entschied sich das SBO für Robert Koch, dem einstigen »Bläserklassenkind«, als neuen Dirigenten.
Karben (jas). Seit 25 Jahren kooperieren die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) und die Stadtkapelle Karben in Sachen Bläserklassen und Jugendorchester. Anlässlich des Jubiläums der erfolgreichen Zusammenarbeit hat KSS-Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper drei Fragen zur Kooperation zwischen beiden beantwortet:
Frau Hebel-Zipper, welche Bedeutung hat die enge Kooperation zwischen Kurt-Schumacher-Schule (KSS) und Stadtkapelle für die musikalische Ausbildung junger Menschen?
Ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Grund für den Erfolg der Kooperation zwischen der KSS und der Stadtkapelle ist, dass beide Seiten von- einander profitieren. Durch die enge und schon frühzeitige Kooperation kann die Stadtkapelle einen stetigen jugendlichen Nachwuchs aus den Jugendorchestern der Schule sicherstellen. Für die Schule beziehungsweise die Schülerinnen und Schüler bieten sich umgekehrt durch die Kooperation zusätzliche, auch außerschulische Auftrittsmöglichkeiten.
Zudem bietet sich durch die finanzielle Unterstützung durch die Stadtkapelle für die Anfänger und Anfängerinnen in den Bläserklassen die Möglichkeit, sich einigermaßen kostengünstig das Instrument auszuleihen, das sie erlernen wollen.
Inwiefern unterstützt die Stadtkapelle konkret die Orchesterarbeit an der Schule?
Die Stadtkapelle unterstützt die Bläserklassen und Jugendorchester der KSS bei der Instrumentenausleihe und stellt zudem eine Internetplattform für interne Orchesterabsprachen und Notenaustausch zur Verfügung.
Ist das Interesse an Bläserklassen und Jugendorchestern gleichbleibend hoch oder in den vergangenen Jahren sogar noch einmal gestiegen?
Das Interesse ist seit Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Für die Kurt-Schumacher-Schule ist der musikalische Schwerpunkt, von dem das Bläserklassenkonzept und die drei Jugendorchester wichtige Bestandteile sind, seit vielen Jahren ein Aushängeschild und für viele musikalisch interessierte Schülerinnen und Schüler ein attraktives Angebot.
Zu ergänzen wäre vielleicht noch, dass die Schule einen Musikleistungskurs anbietet, den auch gerne Schülerinnen und Schüler der Jugendorchester wählen und belegen. So können praktisches Musizieren auf hohem Niveau und analytisches Betrachten von Musik optimal miteinander verknüpft werden.
Eine gute Verbindung, die nicht jede Schule anbieten kann.
Lesen Sie den Originalartikel hier in der FNP vom 31.10.2025 oder hier in der WZ vom gleichen Tag.