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06. Februar 2025

Presseartikel: Digitale Kompetenzen stärken

 

Einkassierte Handys und ein neues Medienbildungskonzept: Der stellvertretende Schulleiter Simon Martin Claus (v. l.), KSS-Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper und der Leiter der Steuergruppe »Medienbildung«, Dr. Frank Heisel, wollen die Schüler bestmöglich auf die Herausforderungen und Möglichkeiten einer digitalisierten Welt vorbereiten. © Janine Stavenow

 

Ein Handyverbot an Schulen ist nichts Ungewöhnliches mehr. Im Dezember 2024 kam die Idee für ein bundesweit einheitliches Handyverbot auf, denn momentan sind die Regelungen individuell. Karbens größte Schule, die KSS, greift konsequent bei Verstößen gegen ihr Verbot durch, hat aber auch Räume geschaffen, in denen das Handy genutzt werden darf.

Auf dem Regalbrett im Büroschrank liegen sie - einkassierte Handys. Gleich neben Fußbällen und anderen Dingen, die auf dem Pausenhof oder im Gebäude eingesammelt wurden, weil sie dort nach Schulregeln nichts zu suchen haben. »Es ist schwer zu sagen, wie viele Mobiltelefone pro Tag abgenommen werden. Manchmal sind es drei oder vier, manchmal auch weit mehr«, sagt der stellvertretende Schulleiter der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), Simon Martin Claus, der der Hüter der Handys ist.

Wer sein Handy verbotswidrig aus der Tasche holt und erwischt wird, muss es abgeben. Da gibt es kein Pardon. »Ab 16 Uhr am selben Tag können Minderjährige das Telefon in Begleitung eines Elternteils wieder abholen. Früher geht nicht, da bleiben wir ganz konsequent«, informiert Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper. Diskussionen mit Eltern gebe es nur noch selten, die meisten seien froh, dass es strenge Regeln zur Handynutzung an der Schule gibt.

Wie genau die Vorschriften aussehen und was wo und für wen erlaubt ist, können Schüler und Eltern in der Mediennutzungsordung der Schule nachlesen. Für die Sekundarstufe gilt danach, dass außerhalb des Unterrichts Smartphone, Tablet oder Laptop ausgeschaltet in der Schultasche ruhen müssen. Smartwatches dürfen im Flugmodus getragen werden.

In der Mittagspause dürfen die Geräte im sogenannten roten Bereich der Schule in der Pausenhalle genutzt werden. Ab der Klassenstufe 9 dürfen Tablets oder Laptops, nicht aber Handys, auch im Unterricht genutzt werden - nach Absprache mit dem Lehrer. Das Handy darf nur im Ausnahmefall herausgeholt werden. »Die 9. Klassenstufe haben wir festgelegt, um den sozialen Druck so gering wie möglich zu halten. Denn ein Tablet samt Stift ist teuer. Keiner wird gezwungen, mit dem Tablet zu arbeiten. Auch Stift und Papier sind weiterhin möglich«, sagt Claus. Auf die Kritik von Schülern, dass es ungerecht sei, die Tablet-Nutzung im Unterricht zu erlauben, das Handy aber zu verbieten, sagt Lehrer Dr. Frank Heisel: »Die Lehrer kontrollieren sehr genau, ob der Arbeitsauftrag erfüllt oder gerade bei Zalando bestellt wird. Es gibt immer die Möglichkeit, die Nutzung einzuschränken. Dann darf das Tablet zum Beispiel nicht mehr hochkant stehen, sondern muss hingelegt werden.«

Für die Oberstufe gelten weniger strenge Regeln als für Unter- und Mittelstufe. Die älteren Schüler dürfen digitale Geräte auch in den Pausen und Freistunden im Oberstufenbereich im ersten Stock des Neubaus und in der Pausenhalle nutzen. Bei Klassenarbeiten, Klausuren und Prüfungen ist die Nutzung von digitalen Endgeräten nicht gestattet. Ein Verstoß gegen die Regel wird als Täuschungsversuch gewertet.

In der Mensa ist die Handynutzung ebenfalls verboten. Das aber soll sich ändern. »Sobald die Mensa nicht mehr gemeinsam mit der Grundschule genutzt wird, werden wir das erlauben, um sie attraktiver zu machen«, sagt Claus.

Die ehemalige KSS-Schulsprecherin Linn hält die Einschränkungen für den Handygebrauch für sinnvoll. »Die Regeln sollten weiterhin bestehen bleiben.« Die Oberstufe brauche ihrer Meinung nach keine strenge Regelung. »Wir sind alle freiwillig in der Schule und wollen etwas lernen. Man wird ja dementsprechend auch benotet.« Allerdings sei es okay, dass auch die Oberstufenschüler auf dem Schulhof nicht mit Handy in der Hand herumlaufen dürfen. »Wir sind schließlich Vorbilder.«

Dass Handys in der Schule am besten im Ranzen oder Rucksack bleiben, haben die meisten Schüler schon in der Grundschule gelernt. »An unserer Schule sind Mobiltelefone während des Schulvormittags nicht erlaubt«, informiert zum Beispiel Claudia Baumann, die Rektorin der Grundschule am Römerbad in Okarben.

Richtig mit Medien umgehen

An der KSS geht es aber nicht nur um Handyverbote, sondern vor allem darum, die Schüler zu befähigen, sich konstruktiv und kritisch mit der Medienwelt auseinanderzusetzen und Medien kompetent zu nutzen. »Wir wollen den Jugendlichen möglichst viele Kompetenzen mit an die Hand geben«, sagt Heisel. Welche Fähigkeiten beigebracht werden sollen, ist im 46-seitigen Medienbildungskonzept nachzulesen, das im November 2024 erstmals vorgelegt wurde.

Die 15 Mitglieder der sogenannten Steuergruppe »Medienbildung«, an der Spitze Frank Heisel, haben darin detailliert für die Fachbereiche aufgelistet, welche digitalen Werkzeuge und Lernmethoden beigebracht werden sollen. Darüber hinaus sind Bildungsangebote außerhalb des Unterrichts aufgelistet, darunter die »Digitalen Helden« und der Wahlpflichtkurs »Fakten, Fake News und Verschwörungsideologien«. Auch die künstliche Intelligenz (KI) wird im Unterricht immer wichtiger werden. »Wir wollen KI nicht verbannen, sondern richtig nutzen«, betont Heisel.

 

Lesen Sie den Artikel von Janine Stavenow aus der Wetterauer Zeitung vom 06.02.2025 hier im Original oder hier in der FNP vom gleichen Tag.

 

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