Alles, was Rollen hat, haben diese Kurt-Schumacher-Schülerinnen hier unter ihren Füßen. Damit bewegen sie sich auf dem von den Sportlehrerinnen im Pausenhof der Gesamtschule aufgebauten Parcour und tun etwas für ihre Fitness. (Fotos: Holger Pegelow)
Die Kurt-Schumacher-Schule geht den nächsten Schritt, um ihre Schülerinnen und Schüler fitter zu machen und gegen die häufig zu beobachtende Bewegungsarmut anzukämpfen. Dazu hat sie das WheelUp-Mobil eine Woche nach Karben geholt. Die darin lagernden rollenden Geräte sind der Renner im Sportunterricht wie in den Pausen.
Die Gesamtschule hat zu Beginn dieses Schuljahres eine Aufsehen erregende Aktion durchgeführt. Die Fünftklässler, also die neuen Schüler an der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), mussten sich einem Fitnesstest unterziehen. Die Schule wollte einmal genau wissen, wie es um Kondition und Koordination ihrer Schüler steht. Außerdem wurden Körpergröße und Gewicht erfasst. Die Ergebnisse ließen aufhorchen: 20 bis 43 Prozent der jungen Leute wiesen in unterschiedlichen Disziplinen Defizite auf. Bei den Rumpfbeugen fiel fast jeder zweite Schüler durch, bei den Sit-ups, bei denen Bauchmuskeln gefragt sind, boten 30,5 Prozent »weit unterdurchschnittliche Leistungen« und fast 20 Prozent nur unterdurchschnittliche. Überdurchschnittliche Werte gab es beim Sechs-Minuten-Lauf, und 85 Prozent schafften die erforderliche Zahl von Liegestützen.
Voller Erfolg
Die Sportlehrer und die Schulleitung sahen Handlungsbedarf. Ansetzen wollen sie sowohl im Sportunterricht als auch in den großen Pausen und in der Mittagspause. Die jungen Leute sollen zu mehr Bewegung animiert und deren Fitness gesteigert werden. Sportlehrer Vincenzo Caputo sagt, er beginne jede Sportstunde mit 20 Minuten Fitnesstraining. »Die Schüler kriegen von mir auch Hausaufgaben.«
Heute hat er eine Gruppe älterer Schüler, die auf Skaterboards in der Halle unterwegs sind. In der Mitte hat er drei Aufgaben eingebaut: Sie müssen gut über eine Rampe und ein kippendes Brett sowie unter einer Stange hindurchfahren.
Derweil ist auf dem Schulhof auch jede Menge los. Immer wieder kommen Schüler zu Fachsportleiterin Cornelia Doderer und ihrer Kollegin Johanna Born, um sich Skate- und Waveboards sowie die Roller abzuholen. Die sind an Bord des WheelUp-Mobils, das die AOK Hessen und die Zentrale Fortbildungseinrichtung für Sportlehrkräfte des Landes Hessen (ZFS) an die Schulen des Landes schickt. Ziel ist, die Schüler zu mehr Bewegung zu animieren und sie zu Konzentration, Kondition und Koordination zu erziehen.
»Das hat hier eingeschlagen wie eine Bombe«, freut sich die Fachleiterin Sport über die riesige Resonanz. Beinahe alles, was das Mobil an Bord hat, wird in dieser Mittagspause ausprobiert. Dutzende von Schülern rollen auf diversen Brettern und mit Rollern durch einen Parcour, den die Sportlehrer aufgebaut haben. »Die Kinder sollen sich rollend fortbewegen. Das fördert die ganzheitliche Bewegung sowie das Gleichgewicht.« Der Spaß steht den Kindern ins Gesicht geschrieben. Für den Redakteur, der die Fotos schießt, rollen sie noch ein zweites, gar ein drittes Mal zwischen den roten und grünen Hütchen hindurch.
Dritte Sportstunde
Am ersten Tag hatten die fünf Sportlehrer der Gesamtschule eine Einführung in das Mobil und ein paar methodische Tipps erhalten. Wenn das Mobil des Projektleiters City Skate aus Schlüchtern am Mittwoch wieder vom Schulhof rollt, steht für die Sportlehrer fest: »Wir hätten gerne eine Hütte mit entsprechenden Geräten drin, damit wir die bewegten Pausen fortsetzen können.« Der Standort einer festen Hütte müsste noch geklärt werden, ebenso natürlich die Finanzierung. Hier hofft man auf den Förderverein der KSS. Der müsste wohl einige tausend Euro genehmigen, wenn die Roller in Klassenstärke beschafft werden sollen. »Zwei Klassensätze von den Scootern wären schon prima«, würde sich Doderer freuen.
Verstärkt Sportunterricht erhalten die Fünftklässler nun schon. Denn die dritte Sportstunde wird jetzt konsequent gehalten. Wenn möglich, soll sie im kommenden Schuljahr auch für die 6. Klassen erteilt werden.
»Das können wir auch auf dem Schulhof anbieten. Wenn es nicht gerade in Strömen regnet, können wir auch hier Sport machen.« Bewegungsmuffel dürften es an der KSS in nächster Zeit also schwer haben.
Lesen Sie den Artikel von Holger Pegelow hier in der Wetterauer Zeitung vom 08.04.2019.
Lesen Sie einen weiteren Artikel zum Thema in der FNP vom 09.04.2019 hier.