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19. Juni 2018

Presseartikel: Frühstart in die Ferien? Schulleiter bleiben hart - Eltern melden Kinder krank

 

Frankfurter Neue Presse vom 19.06.2018

Frühstart in die Ferien? Schulleiter bleiben hart - Eltern melden Kinder krank

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Wer bei der Urlaubsreise sparen will oder stressfrei mit dem Auto verreisen möchte, dem macht die Schulpflicht einen Strich durch die Rechnung. Die Schulleiter in der Wetterau reagieren auf Anfragen für einen früheren Ferienbeginn einzelner Schüler äußerst zurückhaltend.

Vier Schultage trennen die Eleven in der Wetterau noch vorm Ferienbeginn. Doch just am Freitag schnellen die Preise für Flüge in die Höhe und Autobahnen werden knüppelvoll sein. Weil in der Schule die Noten längst feststehen – warum nicht früher in die Ferien starten und Geld sparen?

Manchem Elternpaar geistert dieser Gedanken durch den Kopf – und einige wenige beantragen sogar das Befreien von der Schulpflicht in den Tagen vor den Ferien. Zehn bis zwölf Anträge landeten vor den großen Ferien meist auf ihrem Tisch, erklärt Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper von der Karbener Kurt-Schumacher-Schule. „Aber davon genehmige ich nur einen bis zwei.“

Damit haben die Karbener offenbar noch Glück. Denn Claudia Kamm am Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium kennt gar keine Gnade. „Es gibt immer wieder einzelne Anfragen“, erklärt sie. „Aber ich lehne die grundsätzlich ab.“

Zu Beginn jedes Schuljahres würden die Eltern darüber informiert. Nur „ganz große Ausnahmen“ lasse sie durchgehen, etwa bei kurzfristigen Trauerfällen, sagt Claudia Kamm.

Für Aufsehen hatte jüngst gesorgt, als die Polizei auf Flughäfen in Bayern etwa 20 Eltern gestoppt hatte, die mit schulpflichtigen Kindern schon vor den Ferien eine Reise antraten. Anzeigen waren die Folge. Das hessische Kultusministerium berichtet von einer zunehmenden Zahl von Fällen, vorwiegend in Ballungsräumen.

„Manche völlig schmerzfrei“

Dabei handelt es sich aber offenbar lediglich um Schätzungen: „Wir führen keine Statistik“, sagt Friedbergs Schulamtsleiterin Rosemarie zur Heiden. Sie betont: „Es ist kein Phänomen, das eine große Rolle spielt.“

Das bestätigt Jörg Mathes, Schulleiter an der Solgrabenschule in Bad Nauheim: „Die Zahl lässt sich an einer Hand ablesen. In der Regel werden solche Anfragen abgelehnt.“ An den meisten Schulen wird natürlich jeder Einzelfall geprüft. Wenn sie einen Antrag ablehne, erkläre sie dies den Eltern „ausführlich“, betont Ursula Hebel-Zipper. Und was, wenn die Schüler dennoch fehlen? „Dann wird ein Attest erwartet, ansonsten gibt es im Zeugnis einen Eintrag über unentschuldigtes Fehlen.“ Dafür würden die betroffenen und meist schon gedruckten Zeugnisse dann neu ausgestellt.

Manchmal kommen Schulen per Zufall dahinter: „Schüler werden krankgemeldet und verplappern sich nach den Ferien, wenn von der Urlaubsreise erzählt wird“, sagt Horst Eigenwillig, Vorsitzender des Elternbeirats der Bad Nauheimer Ernst-Ludwig-Schule. „Das passiert immer mal wieder.“ Er weiß ums Risiko, im Urlaub erwischt zu werden: Auch am Frankfurter Flughafen werde kontrolliert.

Betreiber von Reisebüros thematisieren die Schulpflicht auch in ihren Beratungsgesprächen. „Manche Eltern sind da völlig schmerzfrei“, erzählt Manuela Jakobi-Stamm vom Bad Nauheimer Reisebüro Sonnenklar. Die Versuchung, gegen die Schulpflicht zu verstoßen, bestehe aber eher bei kurzen Ferien, weniger im Sommer.

Plötzlich viele Familienfeiern

Ein neues Phänomen beobachten aktuell die beiden Schulleiterinnen aus Bad Vilbel und Karben: „Es werden auffällig häufig Familienfeiern und Hochzeiten direkt vor die Ferien gelegt“, erklärt Ursula Hebel-Zipper. Während Claudia Kamm Befreiungen dafür generell ablehnt, prüft die Schumacher-Chefin jeden Einzelfall. „Ich lasse mir Nachweise dazu vorlegen“, zum Beispiel gedruckte Einladungen.

In jedem Fall würden die gesamten Unterlagen in der Schülerakte hinterlegt. „Dann können wir gut im Blick behalten, ob so etwas häufiger vorkommt“, sagt Ursula Hebel-Zipper.

Ihre Kollegin Kamm hat zusätzlich die Vereine im Visier. Diese setzten immer wieder Trainingslager direkt vor den Ferien an – offensichtlich auch aus Kostengründen. Bisher gestattet sie dafür das Fernbleiben der Schüler vom Unterricht. „Damit bin ich aber nicht glücklich, denn das ist eigentlich nicht vertretbar“, sagt Claudia Kamm.

Das sieht ihre Kollegin Ursula Hebel-Zipper ebenso. Zumal: Auch Lehrer dürften ja nicht einfach so schon ein paar Tage vor den Ferien verreisen.

 

Von BERND KLÜHS UND DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN

 

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