Kreis investiert hohen Betrag in Lehrküchen an Schulen.
In den kommenden vier Jahren wird der Wetteraukreis 357 000 Euro in Betreuungs- und Lehrküchen seiner Schulen investieren. Rund 30 Schulen sollen in den Genuss einer neuen Küche kommen, kündigt Landrat Jan Weckler (CDU) an. Auf Nachfrage heißt es, der Betrag werde je zur Hälfte für die Erneuerung und Modernisierung von Küchen sowie für Erstanschaffungen ausgegeben. Letzteres gilt auch für Schulen, die noch gebaut werden, wie die Grundschule im Bad Vilbeler Neubaugebiet Quellenpark. Aktuelle Küchenplanungen laufen für die Karl-Weigand-Schule Florstadt, die Brüder-Grimm-Schule Dorheim, die Johanniterschule Gambach und den Neubau der Singbergschule Wölfersheim. Bis zu 20 000 Euro darf eine vollwertige Lehrküche mit vier Kochkojen, an denen je vier Schüler arbeiten können, kosten. Alle Küchen werden von einem nordhessischen Anbieter bezogen, der bei einem europaweiten Ausschreibungsverfahren den Zuschlag erhielt.
Frühzeitig ein Ernährungsbewusstsein zu schaffen, sieht der Kreis als Auftrag der Schulen an. In der Bad Vilbeler John-F.-Kennedy-Schule zieht sich das Thema von der fünften bis zur zehnten Klasse durch. „Wir haben Kochen als Wahlpflichtfach“, berichtet Lucie Betz, die stellvertretende Schulleiterin. Wer mit Töpfen und Pfannen umzugehen lernen will, kann Französisch abgeben. Das machen offenbar viele, denn in der großen und relativ neuen Lehrküche herrscht reger Betrieb. „Die Schüler nehmen das Angebot gut an“, sagt Betz.
Auch die Jungs seien motiviert dabei - wenn auch manchmal erst nach ein bisschen Überzeugungsarbeit. „Dass Kochen keinesfalls Frauensache ist, beweisen wir ihnen mit den Fernsehköchen, die zumeist Männer sind“, sagt Betz. An der „JFK“ geht es um das Zubereiten von Essen und auch um die Herstellung von Zutaten. „Die Schüler lernen etwa, wie aus Tomaten Ketchup hergestellt wird“, sagt Betz. In der Küche werden überdies Brezeln und andere Kleinigkeiten zubereitet, die dann in der von Schülern geführten Cafeteria verkauft werden. Die Neuntklässler erhalten noch das nötige Wissen im Kioskfach, dazu zählt auch die Hygieneschule.
An der Kurt-Schumacher-Gesamtschule mit Oberstufe in Karben gehört das Kochen vor allem zum Unterrichtsfeld Arbeitslehre der Haupt- und Realschüler. Die Gymnasiasten stehen hingegen an Nachmittag als Arbeitsgruppe in der Lehrküche. Laut Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper zieht es sie jedoch eher gebremst an den Herd. Statt eines Kiosks gibt es an der KSS das Projekt Tischkultur: Gekocht wird in Gruppen, mit Zutaten, die zuvor gemeinsam eingekauft wurden. Es wird das Eindecken einer Tafel gelehrt, Tischmanieren und die Kulturtechnik des Tischgesprächs werden vermittelt.
Die Bedeutung von Ernährung erfahren die Fünftklässler bereits früh an einem Projekttag, sagt Hebel-Zipper. Später würden etwa Getränke auf ihren Zuckergehalt hin analysiert. „Absolute Süßgetränke haben wir bereits aus dem Schulkiosk verbannt.“
Lesen Sie den Originalartikel von Detlef Sunderman aus der FR vom 14.03.2019 hier.