Im Team arbeitet die Karbenerin Marieke Nass (3. v. l.) beim 28. Erfinderlabor in Darmstadt. Zusammen mit (v. l.) Alexandra Marquardt, Zoé Vissers, Jonathan Fratz, Julia Koldau und Linus Dittmer hat sie die Aufgabe, eine Feststoffbatterie zu entwickeln. (Foto: ZFC)
Die 16-jährige Marieke Nass von der Karbener Kurt-Schumacher-Schule hat eine aufregende Woche erlebt. Erstmals durfte sie nämlich am Erfinderlabor in Darmstadt mitmachen. Dort hat sie an einem Forschungsprojekt der Zukunft teilgenommen.
Am späten Sonntagnachmittag hat sich in Karben eine junge Frau in die S-Bahn gesetzt. Ihr Ziel: Darmstadt. Als Marieke Nass in der dortigen Jugendherberge angekommen war, lernte sie Jugendliche aus ganz Hessen kennen. Sie alle sind Topschüler mit besten Noten, die vielseitig interessiert und begabt sind. Unter 200 Schülern aus dem ganzen Bundesland waren sie für das alljährliche Erfinderlabor ausgewählt worden.
Das Zentrum für Chemie (ZfC) in Bensheim kooperiert hier mit dem Pharmariesen Merck und der Technischen Universität Darmstadt. Die 16 hessischen Jungforscher sollten an einem Wissenschafts-Workshop teilnehmen und dabei sowohl Einblick in die aktuelle Forschung in Naturwissenschaften und Technik erhalten als auch selbst ein kleines Forschungsprojekt durchführen und am Ende der Woche präsentieren.
Gleich am Montag ging es zum Pharmakonzern Merck. »Da war alles megaschick und modern. Fast ein wenig einschüchternd«, sagt die Karbener Schülerin. Fasziniert war sie davon, was alles in der sogenannten OLED-Forschung in Arbeit ist: durchsichtige Fernseher und faltbare Laptops beispielsweise. »Wir durften die Labore anschauen und waren alle fasziniert.«
Nach dem Tag bei Merck ging das Forschungsprojekt am Dienstag los. In Vierergruppen eingeteilt, befassten sich die Schüler mit verschiedenen Aufgabenstellungen aus den Bereichen organische Elektronik und Materialwissenschaften. Letzteres ist an der TU Darmstadt ein eigener Fachbereich, in dem, grob gesagt, die Naturwissenschaften Physik und Chemie sich quasi vermischen. »Dort werden Materialien auf ihre chemischen Eigenschaften hin untersucht«, hat sich die 16-Jährige gemerkt.
Sichere Stromversorgung
Doch dann galt ihre Aufmerksamkeit ganz der gestellten Aufgaben. Die jungen Schüler hatten den Auftrag, eine Feststoffbatterie herzustellen und zu erläutern, wie sie dabei vorgehen. Das klingt tatsächlich nach Zukunft. Denn bislang sind die herkömmlichen Batterien alle flüssig gefüllt. »Sie enthalten Kobalt und Lithium. Aber diese Rohstoffvorkommen werden bald aufgebraucht sein«, weiß Marieke Nass. Deshalb müssten, um in der Zukunft eine sichere Stromversorgung zu garantieren, die Batterien aus Feststoffen bestehen. Also gingen die Schüler daran, solche Batterie selbst zu bauen. Dazu pressten sie ein Pulver in Pellets und füllten damit die Metallstäbe. »Und dann haben wir geprüft, wie viele Ladezyklen diese Batterien haben.« Doktoranden der Uni schauten immer mal wieder vorbei und diskutierten mit den Schülern. Es sei »echt cool gewesen, dass wir in einem Profilabor arbeiten konnten«, zeigt sich die Kurt-Schumacher-Schülerin begeistert.
Ziel: Medizinstudium
Nach drei Tagen war die Forschung beendet und die Präsentation stand an. Rund 100 Gäste aus Hochschule, Wirtschaft und Politik waren in gekommen, unter ihnen auch KSS-Direktorin Ursula Hebel-Zipper, Fachbereichsleiterin Naturwissenschaften, Ruth Pakullat und Mariekes Tutorin Kerstin Wenke. Und natürlich die Eltern der Jungforscherin.
Mit einer Power-Point-Präsentation stellten sie den Zuhörern ihre Ergebnisse vor und erläuterten, wie sie dabei vorgegangen sind. »Das war schon eine sehr professionelle Präsentation«, zeigt sich Schulleiterin Hebel-Zipper beeindruckt. »Sie haben frei und ohne Stocken gesprochen.« Es sei ein gut aufgebauter Vortrag gewesen. Großes Lob auch von den Verantwortlichen des ZfC: Wissenschaftlich korrekt, verständlich und enorm unterhaltsam« seien die Präsentationen gewesen.
Nach der Rückkehr nach Karben sind alle zufrieden. Fachbereichsleiterin Pakullat, die an der KSS Mathematik und Chemie unterrichtet, kennt Marieke als sehr leistungsstarke Schülerin. Die Zwölftklässlerin hat Mathematik und Deutsch als Leistungsfächer in der Oberstufe gewählt. »Physik und Chemie habe ich abgewählt«, überrascht sie. Dennoch hat Pakullat sie zu dem Wettbewerb vorgeschlagen, schließlich, sagt sie, »hätte Marieke eigentlich alles als Leistungsfächer wählen können«. Und die Schülerin selbst sagt, sie sei in die Naturwissenschaften »eher hineingerutscht. Mich hat das alles sehr interessiert«. Das Einser-Abitur will sie »auf jeden Fall schaffen«. Am liebsten 1,0, setzt sie hinzu. Der Grund ist ganz einfach: »Ich will Medizin studieren.«
Den Artikel von Holger Pegelow aus der Wetterauer Zeitung vom 27.03.2019 lesen sie hier.
Lesen Sie einen weiteren Artikel aus der FNP hier als PDF.
Lesen Sie hier die Pressemitteilung vom ZFC Erfinderlabor.
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