
Auch Helden werden alt. So wurden Odysseus und seine Gefährten im Pflegeheim nahezu vergessen - bis eine Nachtschwester das Tagebuch des Fürsten von Ithaka findet. So erleben die Helden ihre Reise auf ein Neues - mit Gehstöcken und Patientenhemden.
Die Mänaden«, die Theater-AG der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) nahmen ihr Publikum mit dem Stück »Homers Odyssee Reloaded« an zwei Abenden in der Aula mit auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit. Die Reise beginnt mit der Erstürmung Trojas, zeigt wie Odysseus (Nathan Theiler) mit seinen Gefährten viele Abenteuer und Herausforderungen im Mittelmeer und auf Inseln meistert, bevor er die Heimreise fortsetzen kann.
Verlagert haben die Regisseure Thomas Pechar und Alexander Motzko die Handlung auf die Pflegestation in einem Krankenhaus. Dort dämmern mehr oder weniger vergessen eine Reihe von Patienten vor sich hin. Bis die neue Nachtschwester Frau Mousa (Cosima Förster) ihren Dienst antritt. Sie stößt auf das Tagebuch des Patienten Odysseus, Fürst von Ithaka. Sobald die Nachtschwester zu lesen beginnt, erwachen die vergessenen Patienten zum Leben und versetzen sich selbst in die Zeit des trojanischen Krieges.
Odysseus und seine Gefährten erleben noch einmal zusammen Abenteuer wie die Eroberung Trojas, die Begegnungen mit dem Menschen fressenden Kyklopen Polyphem, mit der Zauberin Kirke (Celine Meiser) und den verführerischen Sirenen. Als Odysseus nach 20 wilden Jahren als Krieger und Reisender schließlich nach Ithaka, seiner Heimat, zurückkehrt, erwarten ihn mehr als 100 Rivalen, die seine Frau Penelope (Len Müller) erobern möchten. Erneut muss sich der Held dem Kampf ums Überleben stellen.
Das Ensemble der Theater-AG, sechs Schüler und drei Schülerinnen, hat Homers »Odyssee« mit großen Engagement und witzigen Einfällen humorvoll zum Leben erweckt. Die kurzweilige Inszenierung fußt vor allem auf den Übersetzungen von Roland Hampe und Christoph Martin, wie Regisseur Thomas Pechar informierte.
Die Frage »Was sagt uns die ›Odyssee‹ heute noch?« konnte das Ensemble befriedigend beantworten. »Die ›Odyssee‹ zeigt, dass wir Menschen Wesen sind, die jederzeit in ihrem Tun scheitern können, dass das Leben aber zu köstlich ist, um, egal wie groß ein Problem auch sein mag, den Kopf in den Sand zu stecken und aufzugeben«, sagte Regisseur Pechar. Scheitern und Sterben ist ein mitlaufendes Thema der »Odyssee«. Gleichzeitig wird aber auch das Bewältigen und Überleben von Gefahren gezeigt. »Anders gesagt: Die Odyssee Homers ist der erste und zugleich ultimative Text zum Thema Resilienz. Und weil das Leben trotz aller Niederlagen so schön ist, wird in der ›Odyssee‹ bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgiebig gefeiert.«
Das Ensemble hat vier Monate lang wöchentlich, am Ende ganztägig von samstags bis dienstags, mit den Theaterlehrern Thomas Pechar und Alexander Motzko an der »Odyssee« gearbeitet. Bei den ganztägigen Proben wurden »Die Mänaden« von Bühnenschauspielerin Sandra Förster professionell unterstützt. Sie half den Schülern und Schülerinnen, das Rollenverständnis zu vertiefen, und zeigte ihnen auch eine Reihe von Bühnentricks, wie Ohrfeigen geben, Hinfallen und Fechten.
Die Hauptidee der Inszenierung war, dass alle Requisiten aus dem Bereich Krankenhaus/Altenpflege (Geriatrie) stammen. Dabei durfte sich jedes Requisit - wie beispielsweise ein Gehstock in ein Schwert, verwandeln. Auswahl und Umsetzung war Sache des Ensembles, das von Moritz Sammet, Celine Meiser, Lars Scharnagl, Alexander Hellmann, Yaron Römer, Len Müller, Nathan Theiler, Ege Aydin und Cosima Förster gebildet wurde. Für die Probenarbeit bedeutete dies, dass die Gruppe eine Unmenge an Improvisationen zu einer nacherzählten Version von Homers »Odyssee« machte.
Die Theater-AG »Die Mänaden« hat in den 25 Jahren ihres Bestehens praktisch die gesamte Weltliteratur von Aristophanes über Shakespeare und Goethe bis zu Brecht, dabei aber auch Stücke von Gegenwartsautoren, inszeniert. Zum Konzept der Theater-AG gehört es, die persönliche Entwicklung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ermöglichen. Aus diesem Grund wurden fast alle Inszenierungen von Profis begleitet. Dazu gehörten ein Theaterregisseur und verschiedene Schauspielerinnen, in den vergangenen Jahren war dies Sandra Förster.
Lesen Sie den Artikel aus der Wetterauer Zeitung vom 21.03.2025 hier im Original oder hier in der FNP vom gleichen Tag.
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