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10. April 2019

Presseartikel: Musik machen statt Radio hören

 

Musiklehrer Claus-Carsten Behrendt leitet das Bläserklassenprojekt an der Kurt-Schumacher-Schule. Die Kinder bekommen die Instrumente gestellt und lernen für ein gemeinsames Konzert. (Foto: Holger Pegelow)

Gemeinsam ein Instrument lernen, zusammen Musik machen und für ein Konzert üben. In der Kurt-Schumacher-Schule in Karben wird musikalische Erziehung großgeschrieben. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es das Projekt der Bläserklassen – ein Erfolgsmodell.

Musiklehrer Claus-Carsten Behrendt ist noch nicht zufrieden. Am Klavier begleitet er die Schülerinnen und Schüler, die an diesem Morgen im großen Musikraum ein Stück einüben. »Ihr müsst auf die Pause achten, und dann etwas dynamischer fortfahren.« Also, noch mal das Ganze, und noch mal – bis es sitzt.

Die Bläserklasse erhält Unterricht. Saxofone sind dabei, Flöten, Oboen und vieles mehr. Behrendt sagt, das Besondere an den Bläserklassen sei, dass alle Schüler gleichzeitig etwas lernen. Sie hören einander zu und erfahren, »dass nur gemeinsam etwas geht«. Will heißen: Die Schüler üben für ein Ziel, am Schuljahresende nämlich ein Konzert zu geben. Nur wenn jeder Einzelne gut übt, kann es zum Schluss eine runde Gemeinschaftsleistung geben.

»Das Konzert dient der Bestätigung, Buh-Rufe sind tabu«, sagt Behrendt. Er sieht die Bläserklassen durchweg als Erfolgsmodell. Schließlich spornen sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig an. Und die Eltern freuen sich, dass ihre Kinder eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben, wenn sie ein Instrument lernen.

Die meisten der Schüler hatten zuvor noch kein Instrument gespielt und sind vom Elternhaus her auch nicht geprägt. Der 15-jährige Corin Sachse sagt, seine Eltern seien nicht musikalisch. Aber ihm mache das viel Spaß. »Ich habe beim Nachbarn angefangen, Klavier zu spielen.« Dann kam er als Fünftklässler in die Bläserklasse und lernte erstmals das Saxofonspielen. Dann wollte er mehr, lernte auch Schlagzeug. In seiner Freizeit macht er Rockmusik.

Sebastian Prediger spielt dagegen ein ganz anderes Instrument: Tuba. Das schwere Teil hat es ihm angetan: »wegen der tiefen Töne«, sagt er. Vor den Bläserklassen habe er Bratsche gespielt. Seit fünf Jahren bläst er schon die Tuba, spielt, wie sein Mitschüler Corin, sowohl in der Stadtkapelle Karben als auch im Jugendorchester Attacca.

Die Jugend zur Musik hinführen, sie anzuleiten, ein Instrument zu spielen und Musik nicht nur zu konsumieren, das ist der Anspruch des Projektes. In diesen Bestrebungen sieht der Musiklehrer und Leiter der Karbener Kapellen die Kurt-Schumacher-Schule als eine der ganz wenigen Schulen in Hessen, die solche Bläserklassen so intensiv anbieten.

Seit dem Schuljahr 1998/99 wird das Musikprojekt an der KSS angeboten. Schüler, die daran teilnehmen, besuchen ab dem 5. Schuljahr eine eigens dafür gebildete Klasse. Im Schuljahr 2018/19 befinden sich 129 Schüler in dieser musikalischen Orchester-Grundausbildung.

Über zwei Schuljahre hinweg haben sie vier Stunden Musikunterricht pro Woche. Das sind zwei Stunden mehr als normal. Jedem Kind wird dabei ein eigenes Instrument für die gesamte zweijährige Projektzeit zur Verfügung gestellt. Das ist möglich durch eine Kooperation mit der Stadtkapelle Karben.

Erteilt wird der Unterricht von Behrendt, der von Lehrkräften der Musikschule Bad Vilbel/Karben unterstützt wird. Nach der 6. Klasse, also dem normalen Ende des zweijährigen Projektes, haben die Schüler dann die Möglichkeit, ihre in Gruppen- und Einzelunterricht erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten beim Jugendorchester Karben einzusetzen und zu vertiefen.

Drei Jugendorchester

Das Jugendorchester ist ein gemeinsames Projekt der Gesamtschule mit der Stadtkapelle. Es besteht aus den drei Jugendorchestern »Aeroflott«, »Intermezzo« und »Attacca«. Die Jugendorchester stehen indes allen Jugendlichen offen, auch denjenigen, die privat ein Instrument erlernt haben. Durch diese Möglichkeiten können die Schüler eine durchgehende musikalische Ausbildung bis zum Schulabschluss haben.

Derzeit musizieren nach Angaben von Behrendt über 100 Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 in drei Jugendorchestern. Das Projekt wird durchweg als Erfolg bewertet. Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper sagt: »Unsere langjährigen Erfahrungen sind durchweg positiv.« Die Schüler seien sehr motiviert und könnten schon nach dem ersten Unterrichtsjahr ihre Fähigkeiten bei Schulveranstaltungen unter Beweis stellen.

Auch das Kultusministerium ist von dem Projekt überzeugt. Deshalb hat es die Karbener Gesamtschule im vergangenen Jahr erneut als »Schule mit musikalischem Schwerpunkt« ausgezeichnet.

Lesen Sie den Artikel von Holger Pegelow aus der Wetterauer Zeitung vom 10.04.2019 hier im Original.

 

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