Die Schulleitung der Kurt-Schumacher-Schule in Karben, Simon Claus und Ursula Hebel-Zipper, zeigen die Boxen mit den Corona-Testkits. Ab Montag werden die Boxen dreimal pro Woche benötigt. © Holger Pegelow
Der Wetteraukreis ist davon überzeugt, nach den Ferien »gut vorbereitet« in den Präsenzunterricht zu starten. Nachgefragt bei der Kurt-Schumacher-Schule in Karben.
Karben – Als die Direktorin der Kurt-Schumacher-Schule Karben aus den Ferien zurückkehrte, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. »So hoch haben sich die Akten gestapelt«, zeichnet Ursula Hebel-Zipper mit beiden Händen nach. Als sie dann den Rechner hochgefahren hatte, wartete weitere Arbeit auf sie: 250 E-Mails im Posteingang. Neben den ganz normalen Dingen, die zu jedem Schuljahresbeginn anfallen, sind diesmal weitere Schreiben und jede Menge E-Mails wegen der Corona-Pandemie hinzugekommen.
Denn ab kommender Woche sollen alle Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht. Da werden auch die 1400 Karbener Schülerinnen und Schüler im Unterricht Masken tragen müssen. Das sei für alle Beteiligten das kleinere Übel. Kopfzerbrechen bereitet der Schulleiterin und ihrem Stellvertreter Simon Claus etwas ganz anderes: »Mindestens dreimal pro Woche Schnelltests« sollen laut Wetteraukreis in der Schule stattfinden.
Wetterau: Schulen bereiten sich auf Corona-Schuljahr 2021/22 vor
Das bedeutet nicht allein für die Verantwortlichen viel Arbeit, sondern auch für die Lehrer. Acht Pädagogen haben sich laut Ursula Hebel-Zipper freiwillig gemeldet, das Ganze mitzuorganisieren und anzupacken. Denn die Tests, die montags, mittwochs und freitags stattfinden sollen, wollen gut vorbereitet sein.
In einem Raum nahe der Schulleitung stapeln sich jede Menge Kunststoffkisten. »Die haben wir angeschafft, um die Testungen für verschiedene Klassenstärken vorbereiten zu können«, sagt Stellvertreter Simon Claus Die durchsichtigen Boxen stehen auf und hinter riesigen Transportkartons. »So kriegen wir das hier geliefert«, sagt Claus und zeigt auf die Kartons.
Über 9000 Test-Kits sind in einem Karton. Einfach herausnehmen, sei nicht möglich. Denn weil die Schulleitung jeden Test genau dokumentieren muss und obendrein regelrecht abgefragt werde, wie viele Kits verbraucht und wie viele Tests durchgeführt worden seien, müsse alles exakt stimmen.
Schule mit Corona-Tests: Erste Stunde dauert in Karben wohl keine 45 Minuten
Also hieß es für die freiwilligen Helferinnen und Helfer aus der Lehrerschaft: Klarsichtboxen packen. Und so gibt es Boxen, die einmal 22, das andere Mal 25 oder 30 Testkits enthalten. »Bis Montag werden die noch beschriftet, für welche Klasse sie sind«, sagen die beiden Verantwortlichen.
Dann geht es Montag um 8 Uhr los zur ersten Stunde. Kaum haben die Schüler Platz genommen, muss getestet werden. Die Kits werden verteilt, dann machen die Schüler den Test selbst.
Wenn das Ergebnis feststeht, muss alles fein säuberlich in ein Testdokumentationsheft eingetragen werden. Denn das ist neu im Gegensatz zum vergangenen Schuljahr. »Das bedeutet für manche Lehrer, dass sie 30-mal unterschreiben müssen«, sagt Hebel-Zipper. Heißt auch: Mehraufwand von zehn Minuten in den jeweils ersten Schulstunden. Das Testen selbst dauert rund 20 Minuten. Macht summa summarum 30 Minuten - von 45 Minuten, die eine Schulstunde dauert.
Immer wieder komme es vor, dass Schülerinnen und Schüler zu spät kämen. Manchmal melde sich ein Schüler montags krank, der könne dann erst am Dienstag getestet werden. Im vergangenen Schuljahr hätten das die Mitarbeiterinnen im Sekretariat vorgenommen. Da es aber immer mehr Nach-Testungen gegeben hätte, seien sie in ihrer normalen Arbeit häufig unterbrochen worden - zu häufig.
Wetterau: Drei Luftfilter für 81 Räume in Kurt-Schumacher-Schule Karben
Die Direktorin hat deswegen eine zusätzliche Verwaltungsstelle beantragt. Und die Nachtests werden im neuen Schuljahr von den Lehrern überwacht.
Nach den Tests in den Klassen geht das Prozedere weiter. »Denn die Schulleitungen müssen die Ergebnisse ans Schulamt melden.« Das sei »Chefsache«, habe man ihr erläutert. Und bei 80 Klassen ein erheblicher Verwaltungsaufwand. Sie sagt aber auch, dass sie nicht wüsste, wie man das anders machen sollte.
Neben Masken und Tests sind im neuen Schuljahr Luftfilter in den Klassenräumen als zusätzlicher Schutz genannt. Laut Wetteraukreis richte man sich nach den Empfehlungen des Umweltbundesamtes. Denen zufolge sei der Einsatz mobiler Luftfilter dann sinnvoll, wenn Räume nicht ausreichend zu lüften seien. »Wir haben für unsere 81 Räume genau drei Luftfilter«, sagt Ursula Hebel-Zipper. Acht habe man beantragt. Unverständlich sei ihr, warum die Geräte für die naturwissenschaftlichen Hörsäle nicht genehmigt worden seien. »Die haben nämlich kein einziges Fenster.«
Corona-Schuljahr 2021/22: Wetteraukreis sieht Schulen gut vorbereitet
Der Wetteraukreis sieht die Schulen zu Schuljahresbeginn gut vorbereitet. Es seien »kontinuierlich verschiedene Maßnahmen umgesetzt worden, um auf einen erneuten Schulstart unter Pandemiebedingungen gut vorbereitet zu sein«, teilt der Kreis mit. Um den schulischen Alltag nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub möglichst sicher zu gestalten, bestehe nach Vorgaben des Landes in den ersten zwei Unterrichtswochen nach Ferienende wieder eine Maskenpflicht im Unterricht, zudem soll es mindestens dreimal pro Woche Corona-Schnelltests geben.
Der Kreis nutze das Förderprogramm des Landes für Schutzmaßnahmen in Schulen und Kitas und habe den Schulen über die Ferien noch einmal Gelegenheit gegeben, dem Infektionsschutz dienliche Verbrauchsmaterialien wie z. B. Desinfektionsmittel, Seife, Schutzmasken und Schnelltests, aber auch CO2-Ampeln zum Bestimmen von Lüftungsintervallen oder Spuckschutzwände zu bestellen.
Darüber hinaus seien die Ferien vom Kreis genutzt worden, um für seine Schulen im Rahmen des Förderprogramms weitere mobile Luftreinigungsgeräte anzuschaffen. Dabei folge man den Empfehlungen des Umweltbundesamtes. Denen zufolge sei der Einsatz mobiler Luftreiniger dann sinnvoll, wenn Räume nicht ausreichend zu lüften seien, etwa weil Fenster lediglich kippbar sind, so der Landrat weiter. Der Wetteraukreis habe daher über die Ferien weitere Fenster an den Schulen ertüchtigt, um die Lüftungssituation weiter zu verbessern.
»Zusätzlich zu den 64 Luftreinigungsgeräten, die wir bereits zu Beginn des Jahres beschafft hatten, haben wir während der Ferien noch 70 weitere Geräte bestellt und an die betreffenden Schulen liefern lassen«, teilt Schuldezernent Weckler mit.
Er verweist zudem auf den Einsatz von Verstärkerbussen, die »mindestens bis zu den Herbstferien« eingesetzt werden sollen, »bei Bedarf auch bis zu den Weihnachtsferien«.
Wetterauer Kreiselternbeirat fordert mehr Luftfilter
Die große Sorge um einen sicheren und zuverlässigen Schulbetrieb im neuen Schuljahr prägt die Stimmung unter den Eltern vor dem Schulstart in der kommenden Woche. Das teilt der Kreiselternbeirat mit, der eine Sommerumfrage unter dem Motto »Ein Wunsch frei!« durchgeführt hat.
Als Kreiselternbeirat halte man weitere Infektionsschutzmaßnahmen an den Schulen für richtig und wichtig, um den Schulbetrieb und die Sicherheit der Kinder auch im neuen Schuljahr zu gewährleisten. Die Last dieser Maßnahmen dürfe jedoch nicht weiter allein den Schülerinnen und Schülern aufgebürdet werden. Mit Einhaltung der AHA+L- Regeln, den regelmäßigen Testungen, Impfungen der älteren Schüler und mit den gravierenden Folgen der bisherigen Unterrichtsausfälle trügen Kinder und Familien bereits den Hauptanteil der Pandemiebewältigung an den Schulen. Kultusministerium und Schulträger müssten nun »endlich« mit zusätzlichen technischen, personellen und organisatorischen Maßnahmen nachziehen.
Am Montag berate der Bildungsausschuss des Wetterauer Kreistages das Thema. Eine Recherche zu den geplanten Maßnahmen in den Nachbarkreisen habe ergeben, dass das Thema Luftreinigung dort wesentlich ernster genommen werde. Der Kreiselternbeirat verweist auf den Main-Kinzig-Kreis, den Hochtaunuskreis und Gießen. Dort würden Luftreinigungsgeräte angeschafft, auch um zu vermeiden, dass Schüler und Lehrer wegen der gebotenen Fenster-Lüftung mit Jacken und Wolldecken im Unterricht sitzen müssten. Klassenräume sollen auch ohne geöffnete Fenster mit Frischluft versorgt werden können. Denn für Kinder unter zwölf Jahren werde es wohl in absehbarer Zeit kein Impfangebot geben. Deshalb fordern die Elternvertreter dazu auf, diesen Beispielen zu folgen und »endlich auch mit umfassenden technischen Schutzmaßnahmen für die Sicherheit unserer Kinder Sorge zu tragen«.
Lesen Sie den Artikel von Holger Pegelow hier in der Wetterauer Zeitung vom 28.08.2021.
Hier können Sie einen weiteren Artikel aus der FNP vom 28.08.2021 als pdf-Datei lesen und hier einen weiteren Artikel in der Karbener Zeitung vom 02.09.2021.