© Christine Fauerbach
Informieren, erinnern, diskutieren und Stellung beziehen zu den Absichten des Grundgesetzes und den Errungenschaften eines freien Europas. Damit beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Kurt-Schumacher-Schule in Karben während einer "Woche der Demokratie".
I n der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) trifft die "Dame Europa" derzeit mit dem von den beiden Oberstufenschülern Julius Hohmann und Johannes Gartz entworfenen und aus Grundgesetzbüchern gebauten "Ritter der Demokratie" zusammen. Während die Dame für die Teilnahme an der Europawahl am morgigen Sonntag und die Idee Europas wirbt, steht der Ritter für das am 23. Mai 1949 in Bonn unterzeichnete und am 3. Oktober 1990 von den Abgeordneten der ehemaligen DDR bestätigte Grundgesetz. Die Unterzeichnung des Grundgesetzes vor 70 Jahren gab Schülern und Lehrern der KSS Anlass, dem Grundgesetz im Rahmen ihrer "Woche der Demokratie" einen Thementag zu widmen.
Einige Schüler und Lehrer bestiegen die Bühne des "Speakers Corner" im Foyer. Sie stellten bei der Aktion "Mein Grundgesetz" ausgewählte Artikel vor, zu denen sie Statements abgaben. Jannik Schmidt wählte Artikel 20 (Verfassungsgrundsätze, Widerstandsrecht, "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus") und Jan Huschens den Artikel 79, Absatz 3 (Ewigkeitsgarantie) aus. Ethik- und Geschichtslehrerin Monika Rhein wies auf die große Bedeutung der in Artikel 5, Absatz 1, Satz 2 geschützten Pressefreiheit für die Demokratie hin.
Deutsch- und Powi-Lehrerin Ulrike Kling-Birkenfeld erinnerte mit Artikel 3 an die Gleichstellung und -berechtigung von Mann und Frau. Ethik- und Musiklehrerin Gertrud Etzel-Kreuzkamp ergänzte: "Ich werbe für die Einführung eines Schildes "Lehrerinnenzimmer", denn die Gleichberechtigung fängt bei der Sprache an, auch wenn das die Sprechmuskeln ein bisschen fordert." Ihre Kollegin Tatjana Moor-Freiler (Latein und Geschichte) wies auf die Bedeutung von Artikel 21, "Recht auf Demokratie und freie Wahlen", hin. "Dieser Artikel ist auch für die EU wünschenswert." Enzo Caputo (Englisch und Sport) erinnerte daran, dass von den 146 Grundgesetzartikeln bisher 63 geändert und zusätzliche Artikel in den Verfassungstext eingeführt worden seien. "Im Kern ist das Grundgesetz stabil geblieben, denn ›alle Gewalt geht vom Volke aus‹."
Caputo appellierte an die Schüler: "Engagiert euch im nächsten Schuljahr in der SV, denn dort könnt ihr Demokratie leben. Und macht Gebrauch von eurem Recht auf Versammlungsfreiheit."
Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper sprach über Demokratie und Wahlrecht, die beide keine Selbstverständlichkeiten, sondern hart erkämpft seien. "Nutzt euer Wahlrecht. Macht die Augen auf und meldet euch, wenn Ihr eine Gefährdung der Demokratie seht."
Schüler aus allen Jahrgangsstufen hörten den Rednern aufmerksam zu. Sie haben sich eine Woche lang über Demokratie und Europa informiert und zusätzlich einzelne Themen ausgearbeitet. So zitierte Marie Poggenpohl zu "100 Jahre Frauenwahlrecht" Texte aus der ersten Weimarer Rede der langjährigen SPD-Reichstagsabgeordneten und Arbeiterwohlfahrt-Gründerin Marie Juchacz. Powi- und Deutschlehrer Florian Cöster organisierte eine Junior-Europawahl, bei der sich Henrik "vom Aufbau bis zur Stimmenauszählung" engagierte, wie er sagt. Besonders interessant fanden Siebtklässler den Artikel 13 (Urheberrecht), den sie unbedingt mit Blick aufs Internet für Europa erhalten wollen. Ihre Wünsche, Ideen und Handlungsanweisungen für die EU notierten Schüler von Powi-Lehrer Frank Heisel auf Postkarten. Mia (14), Chinh (15) und Lilli (13) finden Werte wie "Europa - ein Friedensprojekt", Freiheit, Gleichheit, Einheit in der Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Religionen und Umweltschutz wichtig.
Lehrerin Monika Lenniger berichtete, dass einige der im Foyer zu sehenden Länderflaggen von Schülern zur Verfügung gestellt worden seien. Schulsozialarbeiterin Anette Kehrbaum hat die Schüler zu "interaktiven Sachen" angeregt, etwa zu Statements auf der Schreibwand "Demokratie ist für mich" oder etwas an einem "Wünschebaum" zu notieren sowie eine Leine mit Grundgesetzseiten über den Schulhof zu spannen. Thementag war auch die Bewegung "Fridays for Future". An den Demonstrationen nehmen Schülerinnen und Schüler der KSS teil.
Die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) wurde 1965 als größte Mittelpunktschule des Kreises Friedberg gegründet. Sie bestand aus Grund- und Hauptschule sowie angegliederter Sonderschule. Im ersten Jahr besuchten 375 Schüler die KSS. Seit 1980 ist die KSS kooperative Gesamtschule mit Eingangsklassen für Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweig und Oberstufe. An ihr werden derzeit 1289 Schüler von 121 Lehrern und 10 Referendaren unterrichtet. (cf)
Lesen Sie den Artikel von Christine Feuerbach aus der Wetterauer Zeitung vom 24.05.2019 hier.
Das Programm zur "Woche der Demokratie" finden Sie hier.
Lesen Sie den Artikel mit allen Bildern hier als pdf.
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