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Aktuelles

09. November 2018

Presseartikel: Wie wir lernen

 

Motivation und Bewegung Über das ewige Lernen

Dr. Max Happel ist ehemaliger Kurt-Schumacher-Schüler. Nun arbeitet er als Lernforscher. Ein Grund, ihn zum Auftakt der Herbstgespräche an seiner ehemaligen Schule in Karben zuzuhören.

Lernen ist das Diverseste was es gibt«, sagt Dr. Max Happel. Der Magdeburger Lernforscher Neurobiologe und Privatdozent legte 2001 sein Abitur an der Karbener Schule ab, studierte Biologie und Neurobiologie und forscht seit einigen Jahren auf dem Gebiet. Zum Auftakt der Reihe »Herbstgespräche« des Fördervereins der Kurt-Schumacher-Schule ist er zu Gast, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Fortan wird es jeweils im Herbst Vorträge zu schul-und bildungspolitischen sowie entwicklungspsychologischen Themen geben.

Weil die Resonanz der Zuhörer so groß war, verlegte Nicola Piesch, Vorsitzende des Fördervereins die Veranstaltung von der Bibliothek in die Aula. Lehrer, Eltern, Mitglieder des Fördervereins und ältere Schüler lauschten, wie Happel über Konzentration, Motivation und das Lernumfeld sprach. Das Gehirn bezeichnet Happel als das Organ mit der längsten Entwicklungsphase, dessen Nervenzellen weitgehend vor der Geburt entstehen.

Gehirn passt sich an

Happel machte deutlich, dass sich das Gehirn ein Leben lang an unsere Umweltanforderungen anpasst. Ein Mensch verfüge etwa über 80 Milliarden Gehirnzellen, die das zentrale Nervensystem, unser Gehirn aufbauen und untereinander verknüpft sind. Über das Behalten und Vergessen aus Sicht des Gehirns, lieferte er wichtige Erkenntnisse, die er mit Übungen veranschaulichte.

»Wir nutzen nur etwa zehn Prozent unseres Gehirns. Experten nutzen weniger des Gehirns für die gleiche Leistung«, erklärt Happel. 100 Prozent nutze man nur, wenn man vor einer neuen Herausforderung stehe. Unsere körpereigene »Festplatte« sei quasi unbegrenzt. Laut Happel greifen wir beim Verarbeiten von neuen Informationen auf unser assoziatives Gedächtnis zurück. Besonders wichtig für den Lernprozess erachtet der Wissenschaftler den »Lernturbo« Dopamin. Das ist einer der bedeutendsten neuronalen Botenstoffe im zentralen Nervensystem. Dopamin stärkt das Fehlersystem in unserem Gehirn, beim Entwerfen, Testen und Verwerfen von Regeln. »Wir lernen aus Unerwartetem und brauchen eine Fehlerkultur beim Lernen«, sagt Happel.

Bewegung habe einen massiven Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit, sie verbessere das Lernen bei Tieren. Mit der Bewegung entstehe im Gehirn ein Wachstumsfaktor und werde die Aufmerksamkeitsleistung bei komplizierten Aufgaben verbessert. Vorteile bringt ein aktives Lernumfeld. Es verbessert die Stressresistenz, sorgt nachhaltig für bessere Laune und kann kognitive Lernprozesse unterstützen.

Als Lernturbo bezeichnete Neurobiologe Max Happel die eigene Motivation und Reflexion. Er appelliert sich für mehr Bewegung an der Schule einzusetzen. Es sei möglich das Gehirn mit einem abwechslungsreichen und aktiven Umfeld optimal zu »düngen«. Dabei sei es wichtig, Neues mit Altem zu verknüpfen. Das wecke Assoziationen und steuere vielfältige »Lernpfade« im Gehirn an.

Wichtig sei, nicht zu viel auf einmal zu lernen. Wer lernen will, müsse auswählen. Selbstaktives Lernen fördere Problemlösungsstrategien am besten. Laut Happel sollte man sich drei Mal 30 Minuten pro Woche Zeit für aktive Hobbies wie Sport oder Tanzen nehmen. Das Gehirn bilde auf diese Weise mehr Nervenzellen.

Bei der anschließenden Diskussion ging der Experte gezielt auf Fragen wie nach dem Konsum digitaler Medien, Autismus, der zentralen Rolle des »guten« Lehrers für den Lernprozess oder die Ernährung ein. Happel machte deutlich, dass das Gehirn Glukose braucht, um zu funktionieren. Am besten sei dies über eine ballaststoffreiche Ernährung zu gewährleisten. Menschen seien stressresistent, doch es benötige fünf positive Erlebnisse, um ein negatives Erlebnis zu kompensieren. (Fotos: geo/dpa)

Den Artikel der Wetterauer Zeitung vom 09.11.2018 können Sie hier lesen.

Hier finden Sie unsere Bildergalerie zum Vortrag.

 

 

 

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