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Aktuelles

30. Mai 2023

Studienfahrt nach Buchenwald

 

Am 27 Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Ausschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 2005 ist an diesem Tag der Holocaust Gedenktag. 78 Jahre später befanden wir uns zwar nicht in Ausschwitz, aber in dem Arbeitslager Buchenwald in Weimar.

Bei nahezu zweistelligen Minusgraden kamen wir am Tag vorher, dem 26.1.2023, in Buchenwald an. Obwohl alles eingeschneit war und der Schnee etwas Friedliches hatte, hatte der Ort etwas Bedrohliches. Vielleicht war es der Nebel, der die Sicht auf 5 Meter beschränkte oder das Wissen, was an diesem Ort vor 80 Jahren passiert war, aber Wohl war uns allen nicht.

Als erstes schauten wir einen halb stündigen Film, der einige Zeugenberichte aus Buchenwald enthielt. Anschließend wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Wenn auch in anderer Reihenfolge, schauten wir uns dennoch alle das gleiche an. Wir begannen den Rundgang an einer Ausbildungsstätte von SS Soldaten. Diese lag keine 500 Meter von dem Arbeitslager entfernt.

Schon bald standen wir vor den Mauern und Zäunen die vor so vielen Jahren den Tod von dem Leben getrennt hatten. Der Eingang mit dem Spruch „JEDEM DAS SEINE“, perfide so geschrieben, dass er von innen zu lesen ist, zeigte den Insassen jeden Tag, dass sie es „verdienten“ eingesperrt zu sein. Dazu die Uhr welche um 15:15, der Zeit der Befreiung, angehalten wurde und die Kälte, die uns fest im Griff hatte. Als wir vor dem Eingang zu Buchenwald standen, konnten wir ansatzweise nachvollziehen wie es für die Häftlinge vor so vielen Jahren gewesen sein muss.

Ungläubigkeit und Ekel über die Methoden der Nazis zur Inhaftierung und demütigenden Kontrolle der Menschen ergriff uns über die zwei Tage. Ein Gefühl das von Stunde zu Stunde stärker werden sollte. Ob es die Wohnverhältnisse, die unmenschlichen Lebensbedingungen, der alltägliche Kampf ums Überleben oder die Ermordung der Gefangenen war, wovon man gelesen hatte, alles konnte man an der Gedenkstätte nachvollziehen.

Als wir durch eine hohe Schneedecke stapften und versuchten nicht auf den Wegen auszurutschen, konnten wir uns den Alltag eines Gefangenen vorstellen. Egal wo man war, man lernte etwas Neues.

Besonders eindrucksvoll waren für uns, die Dimensionen des Areals. Obwohl viele Gebäude nicht mehr stehen, ist die freie Fläche überwältigend. Eines der wenigen Gebäude, das noch existiert, ist das Krematorium. Hier wurden die Ermordeten oder zu Tode geschundenen Menschen eingeäschert. Den Angehörigen teilte man häufig als Todesursache „Lungenentzündung“ mit und sie konnten gegen Geld die angebliche Asche ihrer Familienmitglieder „kaufen“.

Obwohl die KZs die Menschenwürde verachteten, gab es gewisse Einrichtungen, welche diese erhielten. So zum Beispiel Bibliotheken, wo sich die Insassen Bücher ausleihen konnten. Direkt vor den Zäunen des Arbeitslagers, befand sich ein Zoo für die Familien der SS-Offiziere. Die Tiere wurden besser behandelt als die Menschen.

Besonders an dem KZ ist, dass sich die Insassen zum Teil selbst befreiten. Nach Luftangriffen der Briten konnten sie einige Waffen stehlen, die sie versteckt hielten. Als die Amerikaner schließlich heranrückten und sich viele SS-Männer mit 38.000 Insassen auf einen Todesmarsch begeben hatten, konnten die Insassen die Wachen eigenhändig überwältigen. Diese 38.000 Menschen verpassten die Befreiung nur um wenige Tage. Etwa 15.000 von ihnen kamen um.

Was wir nicht wussten war, dass nach der Befreiung des KZs dieses von der Sowjetunion weiter als Gefängnis für politische Gegner benutzt wurde. Die DDR nutze die Geschichte der Selbstbefreiung zur Propaganda für den Sozialismus. Dies kann man an dem gewaltigen Denkmal erkennen. Dort wurde die Geschichte des KZs dargestellt, ohne die Befreiung der Amerikaner zu erwähnen. Es wurde so errichtet, dass man die Stufen in die dunkle Vergangenheit hinabgeht, dort dann eins der größten Massenaschengräber Deutschlands vorfindet, um dann die Treppe in eine bessere Zeit hinaufzusteigen.

Wir sind der Meinung: Jeder Mensch muss einmal ein KZ besucht haben. Erst wenn einmal das Grauen deutlich ist, wird einem klar, was Menschen einander antun können.

Als wir am nächsten Tag, dem Holocaust Gedenktag am 27. Januar, an der Zeremonie zum Gedenken an die Opfer teilnahmen, beeindruckte uns das sehr. Aber eine Erkenntnis wurde deutlich. So etwas darf niemals wieder passieren. Es ist die Pflicht von jedem Einzelnen zu verhindern, dass Deutschland erneut eine Diktatur wird, die solche Grausamkeiten verursacht. Wir haben die Verpflichtung, alles in unser Macht stehende zu tun, um unsere Mitmenschen zu beschützen und unsere Demokratie zu erhalten.

 

Nina Cerny, Dennis Noll Q4

 

 

 

 

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