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Aktuelles

03. Mai 2017

Theater-AG der Kurt-Schumacher-Schule Karben

Lustspiel „Pension Schöller“ in Karben: Die Rolle zum Leben erwecken

 

Etwas nervös sind die Jungschauspieler. Denn an diesem Morgen findet die Generalprobe statt, bevor es heute Abend (Mittwoch) ernst wird. Dann zeigen die Karbener Kurt-Schumacher-Schüler auf der Bühne ihr schauspielerisches Talent mit der Aufführung der Posse „Pension Schöller“.

 

Theater-AG-Leiter und Lehrer Thomas Pechar (links) erklärt den Kurt-Schumacher-Schülern, worauf es in der Szene ankommt.

Theater-AG-Leiter Thomas Pechar ist zufrieden. „Es läuft gut. Ich war erstaunt, dass die Schüler bei den Proben am Wochenende schon fast ihren ganzen Text konnten.“ Bei den Jugendlichen sei die Spielfreude deutlich anzumerken, die mit vollem Engagement bei der Sache seien.

Auf der Bühne steht gerade Niklas Tarnowski. Er spielt als Philipp Klapproth die Hauptrolle. Sein Gegenspieler Marius Theiler füllt die Rolle des Fritz Bernhardy aus. Beide sprechen mit fester Stimme, die durch die ganze Aula dringt. „Es ist schon interessant, wie sich die Schüler im Laufe der Jahre entwickeln“, sagt Pechar, der die Theater-AG „Die Mänaden“ seit 2000 leitet. So sei der 15 Jahre alte Niklas vor zwei Jahren zur AG gekommen. Anfangs habe er noch kleine Auftritte gehabt. Inzwischen spielt er die Hauptrolle.

 

Verschiedene Charaktere

„Am Anfang spielen sich die meisten noch selbst. Es kommt erst im Laufe der Zeit, dass sie ihre Rollen leben“, weiß der 59-Jährige. Die Herausforderung bei der Besetzung sei es immer, bei den verschiedenen Charakteren zu schauen, wer am besten auf die Rolle passt. „Es bietet sich mitunter etwa an, wenn ein schüchterner Charakter vorkommt, diese Rolle mit einer Person zu besetzen, die selbst diese Eigenschaft hat.“ Dann wirke sie gespielt, obwohl es echt sei.

Seit drei Monaten üben die Kurt-Schumacher-Schüler am neuen Stück. „Es ist einfach, aber interessanterweise erlebt es gerade an den großen Theatern eine Renaissance“, sagt Pechar, der als Lehrer Deutsch und Politikwissenschaft unterrichtet. So wurde „Pension Schöller“ unter anderem kürzlich am Staatstheater in Mainz aufgeführt. „Bei dem Stück geht es im Prinzip ums Thema: Wer ist verrückt? Ich oder die anderen? Meiner Meinung nach ist das aktuell im Zeitgeschehen.“

Bei der Probe in der Aula gibt es hin und wieder noch kleine Aussetzer, bei denen Souffleuse Marieke Nass helfend einspringt. Sie verfolgt jeden Satz auf ihrem Manuskript. Heute Abend sitzt sie zur Sicherheit direkt vor der Bühne, falls der Text vor Aufregung weg sein sollte. „Ein bisschen Aufregung ist schon dabei, aber ohne geht das vor einer Aufführung auch nicht“, meint Niklas.

Wenn es nach Pechar geht, soll die Theater-AG weg von dem „Schüler-Image“. „Ich möchte, dass die Gruppe Beifall bekommt, weil sie gut ist. Nicht, weil ihre Verwandten im Publikum sitzen.“ Unterstützung bekommt Pechar seit zwölf Jahren von Schauspielerin Nina Hecklau, die regelmäßig bei der Theater-AG vorbeischaut. „Sie gibt Hilfestellung, kritisiert und kitzelt das Talent heraus“, sagt Pechar. Sie verpasse den Jungschauspielern den letzten Schliff. 22 Schüler sind aktuell mit von der Partie, dreizehn von ihnen stehen auf der Bühne.

Um die Dekoration hat sich Kunstlehrer Fabian Brüssow gekümmert. Drei verschiedene Bühnenbilder hat er geschaffen, mehrere Fotos auf Din A4 ausgedruckt und sie leicht versetzt zusammengefügt. „Da steckt wirklich viel Arbeit dahinter“, zollt der 59-Jährige seinem Kollegen Respekt.

 

Probe im Kostüm

Die Kostüme stammen aus dem Fundus, einen Teil haben die Schüler selbst mitgebracht. „Was halten Sie von den Ohrringen?“, will Larissa Karl von Pechar wissen und hält sich zwei schwere Hänger an die Ohren. „Sieht doch gut aus, passt sehr gut zur Rolle“, sagt Pechar. Die Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren haben sich zur Probe bereits kostümiert, um sich noch besser in ihre Rolle hineinzufinden. Die Ohrringe will die 18-Jährige aber erst am Abend tragen. „Die sind schon ganz schön schwer, da hängen mir am Ende die Ohren aus“, sagt sie und lacht.

Das Ende von „Pension Schöller“ hat Pechar variiert. „So ein klassisches Happy-End will doch heute keiner mehr“, sagt er. Wie es endet, verrät er aber nicht, schließlich will der Leiter der Theater-AG keinem die Spannung und den Spaß vorweg nehmen.

Frankfurter Neue Presse 03.05.2017 von Ingrid Zöllner

 

 

Skurrile Gestalten

»Die Mänaden, Theatergruppe an der Karbener Kurt-Schumacher-Schule, zeigt das Lustspiel »Pension Schöller«, das derzeit eine Renaissance auch an großen Häusern erlebt.

 

Recht exzentrisch: Die Klapproths (v. l.): Alfred (Yannick Arora), Franziska (Nilüfer Akcan), Ulrike Sprosser, Philipp Klapproths Schwester (Larissa Karl), Philipp (Niklas Tarnowski) und Ida (Vivianne Werner). (Foto: Schenk)

Seit 17 Jahren wird an der Kurt-Schumacher-Schule in KarbenTheater gespielt. Der Kreis der Theater-AG setzt sich aus Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 bis Q4 (Oberstufe) zusammen. Unter der Leitung von Regisseur und Lehrer Thomas Pechar trifft sich der Schauspielnachwuchs jeden Mittwoch, zusätzlich zum regulären Unterricht, um für ein Stück zu proben. Vor den Aufführungen sind auch die Samstage ganztägig eingeplant. Unterstützung erhält das junge Ensemble dabei von der professionellen Schauspielerin Nina Hecklau, die seit einigen Jahren ihre Erfahrung einbringt und die Darsteller ausbildet.

»Im ersten Jahr nahmen wir mit der Theatergruppe an einem Wettbewerb teil«, erinnert Pechar. »Da brauchte ich schnell einen Namen. Ich erinnerte mich an mein Studium. Die Mänaden waren die rasenden Frauen in der griechischen Mythologie. Das passt gut, denn wie entfesselt wollen auch wir sein, wenn wir unsere Stücke aufführen.«

Am Mittwoch und Donnerstag wurde ein Lustspiel aufgeführt, das derzeit auf den großen Bühnen in Wien und Mainz – und jetzt auch im etwas kleineren Rahmen in Karben – eine Renaissance erlebt. In »Pension Schöller« von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs treffen sich seit der Uraufführung 1890 in Berlin eine ganze Reihe skurriler Gestalten. Ist es nicht ganz normal, verrückt zu sein? Oder wie verrückt sind eigentlich die Normalen? Diese Fragen stellte man sich offensichtlich schon in der Gründerzeit, in der das Stück spielt. Für AG-Leiter Pechar gibt es Parallelen zu unserem heutigen Leben. »Vielleicht, weil in Zeiten, die als Umbruchszeiten empfunden werden, gar nicht mehr klar ist, wer eigentlich die Verrückten und die Normalen sind.«

Zum Inhalt: Der reiche Philipp Klapproth kommt vom Land in die Stadt, um seinen Neffen Alfred zu treffen. Er möchte etwas Besonderes erleben – eine Soiree in einer Irrenanstalt. Alfred soll ihm Zutritt verschaffen und dafür eine finanzielle Gegenleistung erhalten. Gemeinsam mit der Malerin Kissling kommt er auf die Idee, seinem Onkel die Pension Schöller zu zeigen. Dort geben sich die größten Exzentriker der Stadt regelmäßig ein Stelldichein. Obwohl die Leute keine Irren sind, glaubt Philipp Klapproth, hier genau den richtigen Ort gefunden zu haben. Ein Beweis, wie schmal die Grenze zwischen Verrücktsein und Normalsein ist und wie schnell sie verschwimmt.

Die Hauptrolle des Philipp Klapproth wurde von dem 15-jährigen Niklas Tarnowski gespielt. Er war in diesem Jahr bereits zum dritten Mal dabei. »Es fing damit an, dass ich als Wahlpflichtfach die Theater-AG wählte. Beim ersten Stück hatte ich nur eine kleine Nebenrolle«, erinnert sich der Schüler. »Ich kann mir gut vorstellen, später einmal Theaterschauspieler zu werden. Auch wenn wir in der Woche vor der Aufführung jeden Tag sechs Stunden proben, macht es mir immer großen Spaß.« Mehrere Monate hätten sie in das Stück investiert, erzählt Niklas.

Zu den Mänaden zählen 14 Leute. Und wenn jemand krank sein sollte, so wie dies am Mittwoch mit dem Darsteller des Majors Gröber passiert sei, springt kurzerhand ein Lehrer (Enzo Caputo) ein. Die Kostüme für das Stück besorgen sich die Darsteller aus dem Fundus der Schule. Außer Niklas Tarnowski gehören noch zum Ensemble: Larissa Karl, Vivianne Werner, Nilüfer Akcan, Yannick Arora, Tamara Bedacht, Marius Theiler, Theresa Henke, Leonhard Kreppner, Julia Zeifang, Elke Dreis und Marie Poggenpohl.

Wetterauer Zeitung vom 04.05.2017 von Jürgen Schenk

 

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