Auf der Baustelle am Altbau der Karbener Kurt-Schumacher-Schule geht es zu wie auf vielen Baustellen hierzulande: vor allem schleppend. Eltern und Schüler sind frustiert. Der Wetteraukreis als Bauträger zählt einige Gründe für die abermalige Verzögerung der Sanierungsarbeiten auf.
W enn Isabele Theis, Kemal Kilic und Anette Völker-Hedderich über den Hof der Kurt-Schumacher-Schule gehen, kommt bei ihnen wenig Freude auf. Vor allem wenn sie sich dem Altbau nähern, steigt in ihnen die Wut hoch. Die neue Vorsitzende Theis und ihr Stellvertreter sowie Theis‘ Vorgängerin im Amt der Elternbeiratsvorsitzenden sind wie viele Eltern in diesen Wochen sauer. Denn die Sanierung des Altbaus ist gewaltig ins Stocken geraten.
Fassade sollte im Herbst fertig sein
Das, was bereits zu den Herbstferien fertigwerden sollte, ist noch mitten im Bau. Wobei Bau nicht immer wörtlich zu nehmen ist. »Soweit wir gesehen haben, ist nicht jeden Tag jemand auf der Baustelle«, sagen die drei dem Reporter. Auch an dem Tag, an dem man sich trifft, ist das der Fall: Während auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Hof der Pestalozzischule ein Neubau für die Grundschule mit Räumen für die KSS errichtet wird, sieht man auf dem Gelände am KSS-Altbau kein einziges Monteursfahrzeug. Dabei ist das von vielen seit Jahren so sehnlichst herbeigewünschte Vorhaben des Schulträgers Wetteraukreis schon länger in Verzug geraten. »Das Gerüst wurde Ostern errichtet, und im Herbst sollte die neue Fassade fertiggestellt sein«, weiß Theis. Der erste Abschnitt habe nach den Herbstferien beendet sein sollen, »jetzt wird es wohl Ostern«.
Begonnen hatten die Arbeiten, wie geplant, am 20. Juni. Dann war in den Ferien zunächst weitergebaut worden. Landrat Jan Weckler, zugleich Schuldezernent des Kreises, hatte sich laut Pressemittelung vom Baufortschritt überzeugt. Allerdings hatte er bereits im Juli auf die »schwierige Situation im Baugewerbe« hingewiesen, mit der sich auch der Wetteraukreis konfrontiert sehe. »Zum anhaltenden Fachkräftemangel in der Verwaltung und bei externen Unternehmen kommen nun Lieferschwierigkeiten durch gestörte Lieferketten und eine deutliche Steigerung der Baupreise. Zeitplanung und Kostenentwicklungen sind dadurch zum großen Teil nicht mehr seriös vorhersagbar«, erklärte Weckler im Sommer.
INFO: Umfangreiche Sanierungspläne
Was genau soll gemacht werden am KSS-Altbau? Der Wetteraukreis als Schulträger will das große dreigeschossige Gebäude energetisch sanieren. Im ersten Bauabschnitt sollen das Dach und die Fassade erneuert werden. Das 1964 am Karbener Weg errichtete Schulgebäude gliedert sich in zwei längliche Riegel, die über vier mittig angeordnete Treppentürme erschlossen werden. Diese Türme sind jeweils über zwei Stege mit den Riegeln verbunden. Bis auf die Treppentürme erhält die gesamte Gebäudehülle eine Wärmedämmung samt neuer Putzfassade. Abschließend sollen laut Kreis auch die Dachflächen der Riegel eine neue Dämmung mitsamt Dachdichtung erhalten. pe
Fensterbänke bei Unfall zerstört
Genauso ist es gekommen. Die Eltern sind mittlerweile sauer. »In den Innenräumen wird gar nichts gemacht. Offenbar soll dort nur noch gestrichen werden, wo die neuen Fenster eingesetzt worden sind«, sagt Schulelternbeiratsvorsitzende Theis. Von Elterngesprächen weiß sie, dass die Motivation der Schüler unter der Baustellensituation leidet. Von Schülerinnen und Schülern der 7. Klassen, die vorübergehend im Clubraum des Bürgerzentrums unterrichtet werden, weiß sie, dass diese sich dort recht wohlfühlen. Alle drei Elternbeiräte weisen auch auf die Enge des Schulhofes während der Arbeiten hin. Die KSS habe mittlerweile 1600 Schülerinnen und Schüler, der Schulhof sei sehr eng. Und sie verweisen darauf, dass sich in den Aufgängen nach dem Einbau neuer Fenster schon jetzt die Feuchtigkeit staut, die Gefahr von Schimmelbildung steige. Zudem liegen die Leitungen an den Decken der Aufgänge frei, Lüsterklemmen hängen von den Decken.
Während die Elternvertreter also ziemlich frustriert sind, versucht der Wetteraukreis die neuerlichen Verzögerungen zu erklären. Sprecherin Deliah Eckhardt sagt, dass man bereits im Sommer auf einige Gründe hingewiesen habe. Sie erwähnt nach aktueller Rücksprache mit dem Kreisbauamt aber jetzt einen weiteren Grund: Bedauerlicherweise sei es über die genannten Gründe hinaus zu einem Transportunfall bei der Lieferung der Fensterbänke gekommen. »Diese mussten erneut gefertigt, geliefert und im Gebäude eingebaut werden, ehe das nächste Gewerk mit dem Fassadenaufmaß beginnen konnte.«
Einen für Eltern und Schüler wenig tröstlichen Ausblick gibt der Kreis auf Anfrage auch schon: Neuer Fertigstellungstermin soll nun das zweite Quartal 2023 sein.
KSS noch monatelang Baustelle | Wetterauer Zeitung 30.12.2022
Noch monatelang Baustelle | Karbener Zeitung 05.01.2023
Schumacher-Schule noch monatelang Baustelle | Frankfurter Neue Presse 30.12.2022